Unterwegs in Mützenich – Durch Kaiser Karls Jagdrevier
Bei unserem Wanderurlaub über die Weihnachtsfeiertage 2021 haben wir mehrfach darüber gerätselt, wo genau die deutsch-belgische Grenze verläuft. Den Karten zufolge müsste sie eigentlich zwischen Monschau und dem Stadtteil Mützenich verlaufen. So hatten wir auf der Eupener Straße (N 67) dort auch einen Grenzübergang erwartet.
Einen Grenzübergang fanden wir jedoch erst westlich unseres Ferienortes Mützenich bei einer Fahrt in Richtung Eupen ins Hohe Venn. Die Erklärung: Mützenich liegt ebenso wie Simmerath und Roetgen in einer deutschen Exklave. Dazu finden wir bei wikipedia folgende Erklärung: Eine Exklave ist ein Teil eines politischen Gebietes, das vom Rest des Gebietes durch Grenzen räumlich abgetrennt ist und ausschließlich über fremdes Gebiet zu erreichen ist.
Von unserem Ferienhaus in der Gustenstraße ist der Eifelsteig nur wenige Schritte entfernt. Und auch zum Startpunkt einer leichten Rundwanderung – dem Rundweg Nr. 26 – sind es nur 200 Meter. Am regnerischen 2. Weihnachtsfeiertag habe ich diesen 5 Kilometer langen Rundkurs erkundet.
„Unterwegs in Mützenich – durch Kaiser Karls Jagdrevier“ ist der Titel dieser Tour, für die man unter dem nachfolgenden Link alle nötigen Infos und Downloads erhält:
Spaziergang ab Mützenich (monschauerland.de)
Im Flyer ist folgender Vorspann zu lesen (ZITAT): Die Wanderung durch die sagenumwobene Landschaft nördlich von Mützenich besticht durch einmalige Fernsichten, faszinierenden Naturerlebnissen und Sehenswürdigkeiten der unterschiedlichsten Art (ZITAT ENDE)
Auf dem Weg zum offiziellen Startpunkt, dem Wanderparkplatz „Dorfplatz“, passiere ich die neugotische Pfarrkirche St. Bartoholomäus. Eine kleinen Bronzetafel ist zu entnehmen, dass diese katholische Kirche in den Jahren 1847 bis 1850 erbaut und 1954/55 um einen Neubau erweitert wurde. Sie wurde 1856 von der Mutterkirche Konzen unabhängig. Die alte Statue des Hl. Bartholomäus stammt vermutlich aus dem Kloster Reichenstein.
Wir stellen fest, dass sich diese Kirche auch zum Einstieg in die Wanderwege Nr. 16, 36 und 66 eignet. Neben der Kirche befindet sich ein Gedenkplatz an die Kriegsopfer. Weiter auf dem Weg zum Startpunkte kommen wir auch an der „Uraalt Scholl“ vorbei. Das alte Schulgebäude wurde mit viel Liebe zum Detail restauriert und beherbergt heute das Heimatmuseum.
Am Dorfplatz finden wir einige Infotafeln und eine Wanderkarte. Wir gehen in nördlicher Richtung in der Ringstraße zum Branderweg und passieren den Kindergarten, vor dem eine Kiefer zur Erinnerung an ein Treffen der Landwirte aus der Partnergemeinde Bourg-Saint-Andeol und Monschau erinnert.
Dann folgen wir einem hölzernen Wegweiser zum „Vennlauf“ in die Straße Im Brand. Mehrfach können wir akkurat geometrisch geschnittene Hecken auf. Diesen oftmals haushohen Hecken hat man im nahe gelegenen Höfen einen eigenen Wanderweg gewidmet.
Im „Brand“ passieren wir den vielerseits hochgelobte Venngasthof „Zur Buche“. Auch im Wanderfl<er zu diesem Weg wird dieses Haus zur Einkehr empfohlen. Zwingend erforderlich ist jedoch eine Reservierung. Hier die Kontaktdaten:
Venngasthof zur Buche, Im Brand 39, 52156 Monschau-Mützenich Tel. 02472-1497 www.venngasthof-zurbuche.de info@venngasthof-zurbuche.de
Im Flyer werden die für Mützenich typischen Steinmauern erwöhnt, die der Landschaft einen irischen Charakter verleihen. Im dichten Nebel sind mir diese Zeugnisse von mühevoller Rodungsarbeit zur Umwandlung von Vennflächen in fruchtbares Weideland nicht aufgefallen.
Auf einem Weg mit der Bezeichnung „Waaneschlachswääch“ näheren wir uns dem Eifelblick auf dem Stehling bei km 1,6. Der Stehling ist mit 658 m. ü.NN. der höchste Punkt auf dem gesamten 313 km langen Eifelsteig, auf den wir an dieser Stelle stoßen.
Den Abstecher zum „Eifel-Blick“ habe ich mir aufgrund des dichten Nebels gespart. Bei guter Sicht soll man von hier bis in das Siebengebirge (75 km) blicken können.
Wir gehen am Waldrand in südwestlicher Richtung weiter und gelangen im Gleichlauf mit dem Eifelsteig zum interessantesten Highlight auf der Strecke: Kaiser Karls Bettstatt (km 2,0).
Es ist ein gewaltiger Quarzitblock, der mit 500 Millionen Jahren zu den ältesten Gesteinen des Erdaltertums gehört. Vor diesem Naturdenkmal befindet sich eine Schutzhütte und rund um den Stein gibt es weitere Rastmöglichkeiten.
Eine große Tafel erzählt uns die Geschichte von „Kaiser Karls Bettstatt“ (O-Text): „Der Sage nach hat auf diesem großen Quarzitblock einst Kaiser Karl der Große auf einem seiner Jagdzüge unfreiwillig genächtigt. Er, der leidenschaftliche Jäger, war wieder einmal mit seinem Gefolge im Reichswald auf der Jagd. Laut hallte das Trara der Jagdhörner, das freudige Gebell der flinken Hundemeute und das Geschrei der Treiber und an deren Spitze der edle Kaiser auf feurigem Hengste, der die Fährte eines Hirsches oder Auerochsen verfolgte. Doch der Reichswald war ghroß und das Dickicht und die Sumpflandschaft machten die Gegend unübersichtlich. So irrte man bix zum Einbruch der Dunkelheit durch den Wald, weit entfernt vom Königshofe in Konzen.
Einer seiner Mannen entdeckte dann inmitten bärtiger Tannen einen mächtigen Felsblock und sodann wurde beschlossen, hier das Nachtlager aufzuschlagen. Da Kaiser Karl der Große die Gestalt eines Hünen hatte, nahm er den flachen Fels als Bett an. Noch heute ist anhand der Dellen im Stein zu sehen, wo Kopf und Füße gelegen haben sollen. Damit der Kaiser in Ruhe schlafen konnte, hat einer seiner Diener auf dem kleinen Fels daneben die Wacht über ihn gehalten.
Aus dem Volksmund ist nun zu erfahren, dass der Diener seinem Herrn vor dem Einschlafen, der kalten Nacht wegen, eine Mütze angeboten habe, Kaiser Karl aber wohl im platten Deutsch mit den Worten MÜTZE NICH diese gut gemeinte Geste seines Dieners ablehnte.
Diese für den Kaiser unerhebliche Äußerung hatte jedoch später für das Dorf Mützenich die Folge, seinen Namen zu erhalten. Was man allerdings über diesen Fels aus der Historie tatsächlich weiß, ist, dass er einst als Grenzmarkierung des Grundbesitzes des Reichensteiner Präminstratenserklosters diente.
Geologisch betrachtet ist dieser Stein interessant, weil dieser Quarzitblock doch zur ältesten Gesteinsart im Monschauer Land zählt. Aber auch gewisse Anzeichen um den Stein herum weisen darauf hin, das hier einmal eine Kultstätte eines Volksstammes gewesen sein könnte“: (Zitat Ende)
Eine Plakette des Eifelsteigs zeigt uns an diesem Punkt immer noch eine Höhe von 642 m ü. NN. an. Hier finden wir auch Markierungen des Kaiser-Karl-Weges und des ostbelgischen Wanderwegnetzes (Nr. 76).
Auf diesen führt der Weg durch ein Waldstück. Das nächste interessante Zwischenziel auf der Runde ist der Aussichtspunkt an den sogenannten „Palsen“. Von Kaiser Karls Bettstatt sind es nur 700 Meter bis zu diesem Punkt auf immer noch 623 Höhenmetern.
Der Aufstieg auf den Turm ist ein Muss für jeden Wanderer. Nicht nur wegen dem Ausblick auf die renaturierte Vennfläche (Moorfläche), sondern auch wegen den Informationen, die oben auf dem Turm durch zwei Tafeln vermittelt werden.
Diesen Tafeln können wir entnehmen, dass in den eiszeitlichen Sommern das Eis nur oberflächlich auftaute und ganzjährig ein Eiskern verblieb (Segregationseis). Dadurch wuchs im Laufe der Palsen (Frosthügel) mehrere Meter hoch. Das an der Oberfläche auftauende Material rutschte ab und bildete einen Ringwall, die sich dem Besucher heute als „Zeugen der Eiszeit“ präsentieren.
Eine weitere Infotafel dokumentiert die Zerstörung und Renaturierung der Palsenmoore.
Die weitere Strecke verläuft nun mit dem Eifelsteig direkt an der deutsch-belgischen Grenze. Auf einem breiten, von jungen Bäumen und Büschen gesäumten Schotterweg wandern wir noch 1,4 km an den Ortsrand von Mützenich.
Wir erreichen den Parkplatz Im Brand und findet dort eine weitere Plakette des Eifelsteig auf noch 617 m ü.NN. Hier biegen links in die bereits bekannte Straße „Im Brand“ ein und passieren die Ferienhäuser „Vennbiber“ mit den bis zum Boden reichenden Dächern.
Zuletzt biegen wir nach rechts in die Renertzgasse ein und erreichen über diese wieder die Eupener Straße direkt vor einem KONSUM-Markt. Hier gehen wir nach links weiter und kommen so zur Pfarrkirche und zum Ausgangspunkt zurück.
Kontakt:
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