136 Meter über dem Rhein
Es war der falsche Tag. Nieselregen und trüber Himmel waren nicht die idealen Voraussetzungen für einen Besuch der Erpeler Ley, eines auf 191 Höhenmeter liegenden nationalen Geotop-Vulkans nahe der Ahrmündung bei Erpel am Rhein. Auf einer Infotafel des Naturparks Rhein-Westerwald wird der Panoramablick von der Erpeler Ley als einer der schönsten des ganzem Rheintals umschrieben. Das wird wohl so sein, wenn das Wetter stimmt.
Wir haben dieses regionale Highlight im Rahmen eines Familientreffens im Mai 2021 (direkt nach den Corona-bedingten Reiseeinschränkungen) aufgesucht und sind eine gute Stunde lang auf dem Hochplateau umhergewandert.
Die Anreise war dank Routenplaner recht einfach. Von Mittelhessen geht es über die B 49 bis zur Autobahn A 3 bei Limburg (Nord) und dann noch etwa 50 Kilometer weiter Richtung Köln bis zur Ausfahrt 34 Bad Honnef/Linz im Siebengebirge. Über die L 253 führt die Route in Richtung Linz über Rottbitze bis zum Abzweig der L 252 in Richtung Unkel. Wir biegen dann vor Bruchhausen nach links in die Kreisstraße nach Orsberg ein fahren weiter nach Erpel. Hier ist die Erpeler Ley bereits bestens ausgeschildert.
Die schmale Serpentinenstraße bringt uns problemlos bis zum Parkplatz der Gaststätte „Bergesruh“, dem Ausgangs- und Zielpunkt unserer kleinen Entdeckungsrunde.
Hier die Kontaktdaten des beliebten Ausflugslokals:
Gaststätte Bergesruh – Erpeler-Ley-Plateau, 53579 Erpel, Tel. 02644-3324,
Direkt am Parkplatz finden wir die etwas von Grünspan überzogene Markierung des Rotbäckchen-Rundwanderweges. Dieser etwa 12 Kilometer lange Rundweg hat seinen empfohlenen Startpunkt in Unkel (Rathaus, Willy-Brandt-Platz 5), ist jedoch aufgrund lückenhafter Markierung laut www.ich-geh-wandern.de nicht besonders empfehlenswert.
Unter dem Motto „Wandern auf hohem Niveau“ lesen wir auf einer Infostation zum Rheinsteig folgendes: „Zwischen Bonn, Koblenz und Wiesbaden führt der Rheinsteig (R) rechtsrheinisch auf überwiegend schmalen Wegen und anspruchsvollen Steigen bergauf und bergab zu Wäldern, Weinbergen und spektakulären Ausblicken. Perfekt ausgeschildert und engmaschig vernetzt lädt er ein zu ambitionierten Fernwanderungen oder abwechslungsreichen Kurztouren, gut erreichbar via Bahn, Schiff und Auto, nahe gelegen zu mehreren Flughäfen.“ (O-Text Ende)
Wie bei unserem zuvor beschriebenen Stadtbummel durch Linz am Rhein finden wir auch auf dem Parkplatz Erpeler Ley eine Infotafel des Naturparks Rhein-Westerwald. Diese bringt das Wandern in der Verbandsgemeinde Unkel in den Mittelpunkt. Sie besteht aus den Ortsgemeinden Rheinbreitbach, Bruchhausen, Erpel und der Stadt Unkel. Sie weisen ein vielfältiges Landschaftsbild aus, das zum abwechslungsreichen Wandern einlädt.
Hier ein Ausschnitt aus dem Text: „Sind es am Rhein die Weinberge, die in den letzten Jahren an Rebfläche zugelegt haben, bilden auf der Rheinterrasse um Bruchhausen herum die Felder und Waldränder eine attraktive Kulisse, die mit sehenswerten Ausblicken bis weit in die Eifel und ins Rheintal begeistern. Mit den vorgestellten Rundwegen werden historische Ortskerne, denkmalgeschützte Bauwerke und eine Kulturlandschaft, durch Land- und Forstwirtschaft geprägt, miteinander verbunden und erschlossen. Und mit den Geotouren zeigen wir dem Wanderer am Wegrand liegende Brennpunkte der Erdgeschichte, die den Südrand des Siebengebirges bis nach Linz am Rhein prägen und oft von Menschenhand erst freigelegt wurden. Ferner stellen wir den Rheinsteig vor, der auf dem 320 Kilometer langen Weg von Bonn nach Wiesbaden die Verbandsgemeinde auf 12,5 Kilometern durchquert und mit dem Elsberg, dem Stuxberg und der Erpeler Leydrei herausragende Aussichtspunkte ansteuert.“ (O-Text Ende).
Schließlich finden wir auf dem Parkplatz auch noch einen Wegweiser des Rheinsteigs. Dieser führt uns Unkel (4,8 km) und in der Gegenrichtung Linz (4,4 km) und das Kasbachtal (1,7 km) als nächste Etappenziele auf. Auf einem Zubringerweg sind es 1,2 Kilometer bis nach Erpel und 1,3 Kilometer zur Rheinfähre.
Wir schlendern über eine große Wiesenfläche auf ein hölzernes Kreuz zu. Dieses Kreuz wurde zum Gedenken an die Opfer im Kampf um die Ludendorffbrücke errichtet. Auf einer Plakette am Mast des Kreuzes wird dieses Kreuz als Friedenskreuz bezeichnet.
Von diesem Kreuz aus fällt der Blick auf die ehemaligen Brückenköpfe am gegenüberliegenden Ufer des Rheins. Über die berühmte Brücke von Remagen überschritten amerikanische Soldaten am 7. März 1945 auf der einzigen noch unzerstörten Brücke den Rhein. In dem zu dieser Brücke führenden Eisenbahntunnel unter der Erpeler Ley suchte die Bevölkerung während der Kämpfe Schutz.
Vom Kreuz gehen nach links weiter und können dann sehen, wie steil der Basaltfelsen 136 Höhenmeter zum Rheinufer hinab fällt. Eine Infotafel am Wegrand klärt uns über die Geologie des National-Geotops auf. Hier ist zu lesen: „Im Erdzeitalter des Tertiär vor rund 25 Millionen Jahren spannte sich eine Vielzahl von Vulkanen im weiten Bogen zwischen Westerwald und Eifel.
Wasser und Wind trugen im Verlauf der Erdgeschichte zunächst den oberirdischen Teil des Vulkans ab. Mit dem Beginn der Heraushebung des Rheinischen Schiefergebirges vor rund 800.000 Jahren begann sich der Rhein, dessen Flussbett ursprünglich auf der Höhe der Erpeler Ley verlief, tiefer in den Untergrund einzugraben. Dabei schnitt er den Vulkan so an, dass die heutige Situation mit dem offenliegenden ehemaligen Schlot entstand.“ (O-Text Tafel Ende).
Schöne Ausblicke genießen wir auf unserem bequemen Fußweg am Rande des Hochplateaus. Trotz des trüben Wetters schauen wir uns aufs luftiger Höhe die Städte dies- und jenseits des Rheins an.
Schließlich erreichen wir den Zeppelinstein. Dieser Gedenkstein erinnert an die Überführungsfahrt des Luftschiffes Z II von der Frankfurter ILA zum Luftschiffhafen Köln, als ein Unwetter am 2. August 1909 den Grafen Zeppelin zwang, über der Erperler Ley umzukehren.
Auch wir kehren hier um und beschließen eine Stärkung in der Gaststätte Bergesruh. Auf dem Rückweg passieren wir die Hütte der Einachserfreunde und begegnen einem freilaufenden Pfau.
Die Einkehr in der Gaststätte Bergesruh gestaltete sich coronabedingt etwas umständlich. Zunächst stand man mit Maske in einer Warteschlange, bevor man einen Tisch zugewiesen bekam und die so genannte Luca-App gecheckt wurde.
Auch beim Warten auf das Essen brauchte man Geduld, denn wie so viele Gasthäuser war auch die „Bergesruh“ nach dem Lockdown in Personalnot. 15 Euro für ein Jägerschnitzel waren letztlich auch nicht ganz so günstig. Aber sonst gab es nix zu meckern.