D-53545 Stationen am Rheinsteig: Linz am Rhein

Linz – Die bunte Stadt am Rhein

Ein bewölkter Juni-Sonntag bei nur 16 Grad Außentemperatur war nicht gerade der beste Besuchstag in Linz am Rhein. Die Corona-Zahlen waren am 6.6.2021 soweit gesunken, dass ohne großen Aufwand Besuche in der Außengastronomie möglich waren. Leider spielte das Wetter nicht so recht mit.

Linz liegt im Landkreis Neuwied weit im Norden des Landes Rheinland-Pfalz, nur wenige Kilometer an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Rund 6.200 Menschen leben in der schmucken rechtsrheinischen Stadt, die aufgrund ihrer farblich und künstlerisch ausgestalteten Altstadthäuser auch die „bunte Stadt am Rhein“ genannt wird.

Von Mittelhessen erreicht man Linz über die B49 bis zur Autobahn A3 (Auffahrt Limburg-Nord). Diese verlässt man am einfachsten bei der Ausfahrt 34 Bad Honnef/Linz und folgt dann der Rottbitzer Straße (L 253) in südwestlicher Richtung über die Dörfer Rottbitze und Kretzhaus. Man folgt der Hauptstraße stets abwärts, bis man die B 42 und somit an das Rheinufer gelangt. Sehr erfreulich: Jede Menge kostenlose Parkplätze stehen direkt am Rheinufer zur Verfügung.

Bei leichtem Nieselregen machen wir uns auf den Weg in Richtung Altstadt. Direkt am Rheinufer sehen wir viele Infotafeln, die uns über Bedeutung und Geschichte des Rheins als Wasserstraße und Wirtschaftsfaktor aufklären. Auch finden wir eine Wanderkarte mit allen wichtigen Wanderwegen des Naturparks Rhein-Westerwald.

Wir passieren die Anlegestelle der Köln-Düsseldorfer Schifffahrtslinie, ein Kiosk mit Biergarten und bestaunen einen schmucken Springbrunnen inmitten eines Kreisverkehrs. Dann folgen wir den Wegweisern zur Altstadt. Dabei überqueren wir die Zufahrtsstraße zur Autofähre Linz-Kripp und unterqueren die B 42 (Linzhausenstraße) in Richtung Stadtmitte.

Nicht nur die Bundesstraße, sondern auch die ständig in Hochbetrieb befindliche Bahnlinie wird durch die modern gestaltete Unterführung problemlos unterquert. Über die Kreuzung der Straße Am Gestade gelangen wir zum Burgplatz.

Erste Station unseres Stadtbummels ist die kurfürstliche Burg Linz, die auch Erzbischöfliche Burg genannt wird. Sie wurde 1364 bis 1368 kurz nach der Erteilung der Stadtrechte durch den Kurfürsten und Erzbischof zu Köln als Bollwerk seiner rechtsrheinischen Besitzungen erbaut. Hierzu erfahren wir bei wikipedia (O-Text): Anfang der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhielt der Ort Linz, der bereits 874 urkundlich erwähnt wurde, durch den Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg der Zeit zwischen 1304 und 1332 die Stadtrechte. Ein Nachfolger dieses Erzbischofs, Engelbert von der Mark, der zugleich Kurfürst von Köln war, begann wenige Jahre später (1365) mit dem Bau der Burg Linz. Wegen eines Aufstandes der Andernacher gegen den Kurfürsten im Jahr 1359 nahm der Landesherr Andernach das Zollrecht ab und verlegte es nach Linz. Der Bau der Burg kostete den Kurfürsten 30.000 kölnische Mark. Dieses Geld musste er sich borgen, was dazu führte, dass er nach der Fertigstellung der Burg diese für acht Jahre an das Erzstift Trier verpfändete.“ (O-Text Ende).

Wir erfahren weiter, dass die Burg im so genannten Neusser Krieg im Jahr 1475 mehr als zwei Monate belagert und stark beschädigt wurde. 1547 suchte hier der Kölner Erzbischof Hermann V. Von Wied Zuflucht und hoffte vergeblich, seine Amtsenthebung abzuwenden.

Nachdem im Jahr 1707 die Verwaltung des Kurkölnischen Oberamtes von der Feste Altewied nach Linz verlegt wurde, musste die Burg nahezu komplett umgebaut werden. Nur die Fundamente und der Nordwestturm blieben vom spätgotischen Ursprungsbau übrig.

Seine landesherrschaftliche Bedeutung verlor die Burg, die auch als Schloss bezeichnet wurde, als Linz 1816 an die Preussen fiel. 1821 erwarb der Rheinzollbeseher Anton Feith die Burg für 4050 Reichstaler. Der Wassergraben, der einst die Burganlage umgab, wurde zugeschüttet. Daraus resultierte später der idyllische Burgplatz.

Nachdem die „Feiths Burg“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend verfiel, wurde sie 1951 von der Stadt Linz übernommen, die hier Sozialwohnraum schuf. Seit 1985 befindet sie sich in Privatbesitz.

Die neuen Besitzer machten aus der Burg nach umfassenden Renovierungsarbeiten wieder einen touristischen Anziehungspunkt. Besucher finden besonders die Folterkammer im alten Burgverlies und die römische Glashütte interessant. Bei Google maps findet man heute den Begriff „Eventgastronomie“ und folgende Kontaktdaten:

Burg Linz Eventlocation

Burgplatz 4, 53545 Linz am Rhein, Tel. 02644-7021.

Je nach Corona-Lage könnte auch der Hinweis „vorübergehend geschlossen“ auftauchen.

Auf dem Burgplatz finden wir gegenüber der Burg den kleinen Strünzerbrunnen, nachdem auch das Restaurant dahinter benannt ist. Nebenan lädt das Restaurant Da Nico zu italienischen Spezialitäten ein. Gastronomie gibt es in reicher Auswahl auch auf unserem weiteren Weg in die Altstadt.

Wir gehen in östlicher Richtung weiter in die Rheinstraße und entdecken an einem Straßenschild das Symbol des Jakobsweges. Dieser verläuft in der Region gleichauf mit dem Rheinburgenweg (E 8). In der Rheinstraße gibt es jede Menge wunderschöner zweigeschossiger Fachwerkhäuser verschiedener Stilepochen zu bewundern. Eins davon ist die Alte Post, in der heute das Restaurant Bollywood auf Gäste wartet.

Kneipen, Eiscafés und Geschäfte aller Art haben nach dem Corona-Winterschlaf unter Auflagen geöffnet. Nur das Wetter wird wohl daran Schuld sein, dass sich der erhoffte Kundenansturm in Grenzen hielt. Über die Abzweigungen der Von Kellerstraße und der Strohgasse erreichen wir den weiträumigen Marktplatz. Hier stoßen wir endlich auch auf die Markierungen des Rheinsteigs.

Der großflächige Marktplatz ist nahezu vollständig von Eisdielen, Cafés und Restaurants umringt. Und die gemütliche Außengastronomie durfte an jenem Sonntag ohne Test- oder Impfnachweis aufgesucht werden.

Am südlichen Ende jedoch steht das Linzer Rathaus, das einer kleinen Tafel zufolge 1517 bis 1527 an Stelle eines bereits 1461 belegten Vorgängerbaus erbaut wurde. Diese kleine Tafel weist das Gebäude als eines der ältesten Rathäuser in Rheinland-Pfalz aus. Bei google maps ist es als das älteste Rathaus des Bundeslandes ausgewiesen.

Eine Bronzetafel erinnert mit „Honestum Pro Patria Mori“ an einen Bürgermeister Castenholz, der 1632 von den Schweden enthauptet wurde.

Das Rathaus ist auch Anlaufpunkt für den Tourismus. Hier die Anschrift:

Touristinformation Linz am Rhein

Marktplatz 14, 53545 Linz, Tel. 02644-2626 oder 981125, info@linz.de

www.linz.de

Der kleine Brunnen vor dem Rathaus (mit den fröhlichen Figuren) ist oft Treffpunkt für Stadtführungen, die unter obiger Anschrift erfragt oder auch individuell vereinbart werden können. Es lohnt sich, den Werbeclip auf der Homepage der Stadt anzuschauen.

Wir gehen zum nördlichsten Punkt des Marktplatzes zurück uns gelangen in die Mittelstraße. Hier finden wir den Rheinsteig-Wegweiser, der uns folgende Entfernungen angibt. Rheinaufwärts sind es 3,7 km nach Dattenberg und 12,0 km nach Bad Hönningen. Rheinabwärts stehen 1,7 km zum Stadtteil Ockenfels und 3,3 km nach Ohlenberg an. Zum Erpeler Ley sind es 4,6 km. Der Original-Wanderweg Rheinsteig ist blau markiert. Gelb sind Zubringerwege und rot sind Extra-Touren. Der Weg zum Bahnhof Linz (0,6 km) und zur Fähre (0,3 km) ist somit gelb markiert.

Auch in der Mittelstraße finden wir jede Menge Cafés, Restaurants, Bankfilialen und Souvenirshops. Erstaunlich, dass auch die meisten Ladengeschäfte an diesem Sonntag geöffnet waren. Die Fachwerkhäuser aus fünf Jahrhunderten präsentieren sich auch in der Mittelstraße als Augenweide.

Vor der Kreuzung der Brüderstraße erreichen wir den Gedenkpark Buttermarkt. Im Jahr 1986 hat man zum Gedenken an die Landfrauen vom Westerwald, den rechts- und linksrheinischen Dörfern, die hier ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse feilboten, mit der Buttermarktfrau ein Denkmal gesetzt. Wie wir auf einer kleinen Bronzetafel erfahren, hatten die Landfrauen teilweise Fußmärsche von 20 Kilometern zurückzulegen.

Vom Buttermarkt gehen wir in der Klosterstraße weiter in nordöstlicher Richtung, passieren das Restaurant „Nostalgia“ und gelangen schließlich zum Neutor, einem Teil der alten Stadtbefestigung. Das Neutor begrenzt die Linzer Altstadt im Norden und ist Wendepunkt unseres Stadtbummels.

Das Neutor wurde ebenso wie das Rheintor am anderen Ende der Altstadt im Jahr 1329 erreichtet. Die alte Stadtmauer wurde inzwischen fast vollständig abgetragen. Am Neutor finden wir die 1987 errichtete Bronzefigur des „Linzer Klapperjungen“.

Wir gehen in der Neustraße weiter und können auch hier nur über die vielfältigen Fachwerkhäuser staunen. Seit 1912 hat man in Linz begonnen, das Fachwerk wieder freizulegen. Lohn dafür ist, dass die gesamte Altstadt als Denkmal ausgezeichnet wurde.

Die schmucken Häusers spiegeln den einstigen Reichtum der Stadt wieder. Dieser basierte in der Blütezeit im 15. Jahrhundert auf den Einnahmen durch den Rheinzoll, aber mehr noch auf Handelsgütern wie Weine, Tuche und Eisenwaren.

Der wirtschaftliche Einbruch erfolgte in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach dem Ende des Kurstaats um 1803. Hinzu kam das Auftreten der Reblaus, das ganze Weinbergdistrikte vernichtete. Die Lage besserte sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Anschluss an das rechtsrheinische Eisenbahnnetz (1870).

Über die Neustraße und die Straße Am Halborn gelangen wir zurück zum Buttermarkt und können dabei das traditionsreiche Café Neumann und das Gasthaus „Em Stropp“ bestaunen. Vor dem Hotel Zur Mühle entdecken wir ein Reststück der alten Stadtmauer, die weitestgehend abgetragen wurde.

Auf dem Marktplatz angekommen macht sich Hunger bemerkbar und wir entscheiden uns für das Restaurant am Markt, bei dem Sauerbraten mit Knödel und Rotkohl für 10,50 Euro angeboten wurde. Dieser war durchaus empfehlenswert, der Spargel mit Pellkartoffeln und Sauce Hollandaise für 7,50 Euro weniger.

Vom Restaurant-Café Am Markt gehen wir auf dem Rhein-Höhenweg des Westerwaldvereins (weißes R) in Richtung Bonn und Niederlahnstein weiter.

Wir kommen am Restaurant Pizza Works vorbei in die Strohgasse und gehen dass in der Straße Vor dem Leetor zurück zum Rheinufer. Unterwegs passieren wir die Stadthalle, die um 1639 als Klosterkirche der Kapuziner erbaut wurde und seit 1973 zur Stadthalle umgebaut wurde.

Nach wenigen Metern am Rheinufer erreichen wir unseren Parkplatz wieder und schauen uns am Startpunkt noch einmal die Karte mit den Wanderwegen der Verbandsgemeinde Linz an. Neben Rheinsteig, Westerwaldsteig, Rheinhöhenweg sind hier 15 Linzer Rundwanderwege eingezeichnet.

Außerdem gibt es hier eine mit rotem Rheinsteigsymbol markierte Extra-Rundtour. Es ist die „Basalt-Schleife Linz“, ein 11,5 Kilometer Premiumwanderweg, der als anspruchsvoll eingestuft wird. Startpunkt ist das Hochplateau Kaiserberg. Ein interessantes Wanderprojekt für den nächsten Besuch…

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