Der Originalverlauf vom Gießener Marktplatz zum Eichendorffring
Im dritten Anlauf haben wir ihn nun gefunden: Den exakten Verlauf des Lahn-Kinzig-Weges vom Stadtkern bis zum östlichen Stadtrand. In Stichpunkten verläuft er wie folgt: Stadtkirche, Schlossgasse, Altes Schloss, Brandplatz, Senckenberg-Straße, Platz der Deutschen Einheit, Wiesenstraße, ein kurzes Stück auf der Ringallee, dann auf den Fußweg am Schwanenteich in die Wieseckaue, über die Eichgärtenallee in die Kantstraße, durch den Philosophenwald bis zur Kirche der Wicherngemeinde, in der Lincolnstraße zur Grünberger Straße, Am Waldsportplatz, dann über die Bahngleise (Vogelsbergbahn) in den Fasanenweg, dann nach links durch die Wohnhäuser an den Eichendorffring. Bis zum Fasanenweg haben keine einzige Markierung des Weges vorgefunden.
Aktualitätshinweis: Dieser Beitrag wurde in der Zeit des Lockdowns aufgrund der Corona-Pandemie im März 2021 erstellt. Alle erwähnten Lokale und öffentlichen Einrichtungen waren bis auf weiteres geschlossen. Die Gastronomie durfte nur Speisen zum Mitnehmen anbieten.
Der Stadtkirchenturm ist einer von den 50 Orten zur Gießener Stadtgeschichte. Auf diesem Weg werden wir fast ein Dutzend solcher historischen Stätten vorfinden und könnten somit ganze Romane zum Weg verfassen. Vom Stadtkirchenturm (Station 1/Gießen Historisch) gehen wir in östlicher Richtung in die Schlossgasse und steuern auf das Alte Schloss (Station 8) zu. Das Schloss, in dem sich heute das Oberhessische Museum befindet, wurde im Zuge der Verstärkung der mittelalterlichen Stadtbefestigung ab 1330 erbaut und diente zeitweilig als Nebenresidenz der Hessischen Landgrafen.
Im Keller befindet sich der „Schlosskeller“, ein geschätztes Lokal (Zurzeit Essen zum Mitnehmen auf Vorbestellung – Tel. 0641-38306) der Gießener.
Dieser Tafel können Sie den vollständigen Text zum Alten Schloss entnehmen
Vor dem Schloss können wir das Kunstwerk „Karotte“ aus Eichenholz von Ralf Klement (Erfurt, Jahrgang 1950) bestaunen.
Der Weg führt uns nach links über den Brandplatz zur nächsten Historischen Station (Nr. 10): Das Neue Schloss. Unter dem Titel „Herrschen und Wohnen“ wird auf der Tafel erläutert, dass das Neue Schloss das einzige herrschaftliche Gebäude in Gießen ist, das vornehmlich für repräsentative Zwecke errichtet wurde. Philipp von Hessen (genannt „der Großmütige“) ließ es 1533-1539 im Stil eines Landschlösschens erbauen.
Wir biegen nach links in die Senckenbergstraße ein. Direkt neben dem Neuen Schloss steht das Zeughaus (Station 11). Das langgestreckte Gebäude (85 x 22 Meter) im Stil der deutschen Renaissance war im Ursprung ein militärischer Zweckbau.
Vor den im rechten Winkel angelegten Ensemble aus Neuem Schloss und Zeughaus finden wir zwei Bronzeköpfe von Professor/innen, die an der Gießener Universität tätig waren. Prof. Dr. phil. Helge Pross (1927-1984) war eine Pionierin der Frauen- und Geschlechterforschung und Prof. Dr. med. Dr. phil Horst-Eberhard Richter (1923-2011) ein Pionier der Psychoanalytischen Familienforschung.
In der Senckenbergstraße passieren Sie die Gewächshäuser des Botanischen Gartens. Einem Aushang zufolge ist er bis Ende April 2021 geschlossen. Ansonsten sind die Tore montags bis freitags von 8 bis 19 Uhr und an den Wochenenden bis 18 Uhr bis 21. Oktober planmäßig geöffnet.
Auf der linken Straßenseite können wir vor der Hermann-Hoffmann-Akademie zwei lebensgroße Dinosaurier bestaunen.
Am Ende der Senckenbergstraße gelangen wir an die Ostanlage. Auch der hier angelegte Park ist eine der historischen Stätten (Nr. 12). In den 1880er Jahren entstand hier eine öffentliche Grünanlage mit Teich und Springbrunnen. Der einstige Boulevard für Fußgänger und Pferdedroschken wurde in den 1950er Jahren zum heutigen Anlagenring ausgebaut.
Sie befinden sich nun am Platz der Deutschen Einheit und gelangen über zwei Fußgängerampeln an die Technische Hochschule Mittelhessen (THM). In der Wiesenstraße passieren Sie mehrere Gebäude dieser Schule und kommen an die Ringallee.
In der Ringallee gehen Sie wenige Meter nach rechts über die Wieseck-Brücke (zurzeit Baustelle) und biegen dann nach links in einen Fußweg zum Schwanenteich ein. Den Trubel der Stadt haben Sie nun hinter sich gelassen.
Der Weg, der Sie in die Wieseckaue führt, verläuft zunächst zwischen dem Flüsschen Wieseck und dem Schwanenteich. Zahlreiche Wasservögel sind hier zu beobachten.
Mehrere Ruhebänke laden zum Pausieren und genießen ein. Auf und um eine winzige Insel im Teich tummeln sich Enten, Rallen, Reiher und Nilgänse. Auch einen einzigen Schwan haben wir auf dem Schwanenteich entdecken können.
Eine Tafel bittet Passanten, die Wasservögel nicht zu füttern. An diesem See halten sich nur wildlebende Vögel auf, die mit dem natürlichen Nahrungsangebot gut auskommen. Erst durch das Füttern siedeln sich zu viele Wasservögel an, die durch ihre Ausscheidungen die Zufuhr von Pflanzennährstoffen stark erhöhen. Die Folge ist ein übermäßiges Wachstum bestimmter Pflanzen- und Algenarten im Wasser. Dieser Vorgang führt zu einem schädlichen Nährstoffreichtum im Gewässer.
Der Lahn-Kinzig-Weg verläuft geradeaus am Gießener Hallenbad vorbei und führt nach einer Rechtskurve an die Eichgärtenallee. An diesem Punkt finden Sie eine Fledermaus-Station vor. Sie ermöglicht es, zur passenden Zeit Rufe der Fledermäuse live zu hören.
Ein Detektor macht die Ultraschall-Rufe hörbar. Wenn keine Fledermäuse unterwegs sind, kann man eine Taste für Beispielrufe betätigen.
Von hier gehen Sie nach links auf einem Fuß- und Radweg weiter (am DRK-Haus vorbei) und überqueren die Eichgärtenallee erst, wenn Sie den Abzweig der Kantstraße erreicht haben.
Für diesen Abschnitt gibt es eine schönere Alternative: Verlassen Sie den Fußweg am Schwanenteich an der ersten Brücke, die nach links über die Wieseck führt. Dann durchwandern Sie den Park in der Wieseckau und gelangen auch so unmittelbar vor der Kantstraße an die Eichgärtenallee. Dabei finden Sie auch eine Infotafel vor, die Ihnen die Bedeutung der Wieseckaue als europäisches Schutzgebiet erläutert.
Sie gehen die Kantstraße hinauf, lassen die Humboldtstraße links liegen und biegen wenige Schritte weiter in den Philosophenwald ein. Die Wegbeschreibung sieht zwar vor, am Rande des Philosophenwaldes und über die Fröbelstraße weiter zu gehen, doch wir halten die Route quer durch das schöne Waldstück direkt zur Kirche der Wicherngemeinde für wesentlich attraktiver.
Um dort hin zu gelangen, hilft Ihnen eine Infotafel mit Plan, der sowohl am Eingang als auch am Ausgang des Waldes zu finden ist. Auf dieser erfahren wir auch, dass dieser Wald mit seinen über 200jährigen Baumbeständen nicht nur Erholungsraum für die Gießener Bürger, sondern auch Lebensraum für seltene Tier und Pflanzenarten ist.
O-Text: „Spechte zimmern hier ihre Höhlen in die Baumriesen, die nach ihnen von Fledermäusen und Eulen bewohnt und zu Jungenaufzucht sowie zur Überwinterung genutzt werden. Die alten und dicken Bäume des Philosophenwaldes bieten optimale Bedingungen für diese Lebensgemeinschaft. Ein ausgewogenes Miteinander zwischen Mensch und Natur wird einerseits mit einem abwechslungsreichen Wegenetz zur stadtnahen Erholung und andererseits durch einen weitgehend naturbelassenen Waldbestand abseits der Wege möglich.
Zudem wird darauf hingewiesen, dass das Betreten des Waldes auf eigene Gefahr erfolgt. Gerade bei unserer Erkundungstour in den stürmischen Märztagen 2021 war die Gefahr durch herabstürzende Äste oder umstürzende Bäume ein ernstes Thema.
Viele der Seitenwege waren aufgrund der vorausgegangenen Trockenheit vorsorglich komplett gesperrt.
Nach dem Eintritt in den Wald gehen Sie auf dem halbrechts abzweigenden Weg weiter. Es folgt eine Kreuzung mit Ruhebank, die Sie geradeaus passieren. Danach geht es leicht aufwärts und am Ende des Waldes stehen Sie vor der Kirche der Wicherngemeinde.
Zu diesem Punkt wären Sie im vorgegebenen Verlauf von rechts über die Fröbelstraße gekommen.
Vor der Kirche gehen Sie nach rechts in die Lincolnstraße und durchschreiten die Dulles-Siedlung. Auf der Lincolnstraße gelangen Sie an die Grünberger Straße. Diese überschreiten Sie vorsichtig und gehen in gleich bleibender Richtung in der Straße Zum Waldsportplatz weiter. Am Sportgelände des FC Gießen halten Sie sich rechts und überschreiten bald die Gleise der Vogelsbergbahn.
Danach gehen Sie geradeaus in den Fasanenweg und biegen am Kinderspielplatz links in den Fußweg ein. Dieser Fußweg gehört zum Eichendorfring uns führt Sie an die Anknüpfstelle nach Annerod.