D-34497 Stadtbummel durch Korbach (Teil 2)

Vom Wollweberturm zur St. Nicolai-Kirche

Am Wollweberturm finden wir eine kleine Infotatafel, auf der folgendes zu lesen ist (O-Text – Tafel 18): „1505 als Stadtmauerturm erbaut, der von den Wollwebern verteidigt wurde. Auf der Rückseite befindet sich der Wehrgang. Der Turm gehörte später zum Oberen Herrenhof, dem Wohnsitz der Waldecker Grafen. Er wurde um 1900 für Wohnzwecke umgebaut.“ (O-Text Ende).

Wir stoßen auf die Hagenstraße und sehen vor uns das Gebäude, in dem sich heute das Amtsgericht befindet. Direkt daneben steht ein weiterer Turm in der Mauer, die den Oberen Herrenhof umschließt. Hier ist ebenfalls eine kleine Infotafel angebracht (O-Text Tafel 19:): „Hier befand sich schon im 13. Jahrhundert ein Wohnsitz der Waldecker Grafen. Dieser brannte 1536 nieder und wurde durch ein Renaissanceschloss ersetzt. Fürst Anton Ulrich ließ 1720 den Bau abreißen, um hier ein Barockschloss zu errichten. Dieser Bau wurde begonnen, aber nicht ausgeführt. Teile der Hofmauer und zwei Mauertürme sind noch vorhanden“. (O-Text Ende).

Der Upland- Weserberglandweg und auch der Barbarossaweg führen zwischen Amtsgericht und dem Mauerturm geradeaus weiter. Wir gehen nach rechts in der Hagenstraße weiter, um noch mehr von der Altstadt zu sehen. Wir steuern auf den Obermarkt zu und erblicken die St. Nicolai-Kirche.

Mehr als die kleinen Tafeln an den Gebäuden verrät uns die nächste Infostation. Mit weißer Schrift, gelben Überschriften auf dunkelblauem Hintergrund und natürlich mit Smartphone-Code wird dem interessierten Besucher erklärt, dass dieser Ort zwischen den Mauern als „Herrschaftlicher Hagen“ bezeichnet wird. Zu den von der kleinen Tafel bereits bekannten Informationen wird hier erläutert, dass die Einstellung des Neubaus auch am Streit der Korbacher mit den Landesherren um Privilegien und einer eigenen Gerichtsbarkeit lag. Doch wie es der Zufall wollte, zeigt das Amtsgericht, dass sich der Widerstand der Korbacher bis heute nicht gelohnt hat. Das Amtsgricht repräsentiert seit 1928 die ordentliche Gerichtsbarkeit der übergeordneten politischen Einheiten – vom Staat Preußen bis zum Land Hessen.

Unter dem Titel „Residenzstadt? Nein danke!“ wird dem Leser vermittelt, dass es sich bei den Korbachern seit jeher um ein stolzes Volk handelt. Der Streit um Privilegien und Unabhängigkeit reicht bis ins Jahr 1188 zurück. So verweigerten sie auch dem Fürsten Anton Ulrich für den Bau seines Barockschlosses den dafür notwendigen Verkauf ihrer Grundstücke. Damit brachten sich die Korbacher aber auch um die Chance, zur Hauptstadt des Fürstentums Waldeck aufzusteigen. Das Barockschloss samt neuer Residenzstadt wurde daraufhin 20 Kilometer nordöstlich hoch über dem Edersee errichtet.

Auch auf der Infotafel „Herrschaftlicher Hagen“ gibt es eine Gegenüberstellung von damals und heute. Als die Stadt sich im 18. Jahrhundert allmählich von den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges erholt hatte, entstanden neue Handwerkszweige. Einem Bericht des Gesichtsschreibers Adolf Theodor Ludwig zufolge gab es (O-Text) „30 Gewerben, davon man nicht geschickte Meister antreffen sollte.“ Als „vortrefflich“ hingegen wurde der Gerstensaft der vier damaligen Brauerein weit über die Landesgrenzen gelobt.

An jene Zeit erinnert heute nur noch der Wollweberturm. Seit dem 16. Jahrhundert ist die Wollweberei eine der wichtigsten Handwerkszweige in Korbach. Über die Jahrhunderte hinweg wurde dieser Stadtmauerbereich von der Wollweberzunft erfolgreich vertedigt. Auf der Tafel wird ein Abstecher in die Straßen „Ascher“ und „Mauergasse“ empfohlen. Dort kann man Reste des alten Wehrganges besichtigen.

St. Nicolai, die Kirche der Neustadt, wurde von 1359 bis 1460 als gotische Hallenkirche erbaut. Auf Tafel Nr. 20 erfahren wir, dass im Inneren der Kirche Reste der ehemaligen Wandmalereien und ein Altarbild desKorbacher Franziskanermalers von 1518 zu sehen sind. Seit 1640 sind hier die Grafen der Eisenberger Linie bestattet. Das Barockdenkmal für den Fürsten Georg Friedrich (gest. 1692) wurde von Heinrich Papen geschaffen.

In der Fußgängerzone (Obermarkt) suche ich zum Anbruch der Dunkelheit eine Einkehrmöglichkeit. Nicht schon wieder Döner – das stand fest. Aber auch hier sind die türkischen Schnellrestaurants unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Endlich finde ich ein asiatisches Restaurant. Aber leider war die Küche um 21 Uhr schon außer Betrieb. Auch in einigen anderen Lokalen herrschte um diese Uhrzeit schon Abendruhe. Also doch wieder Döner….

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