6. Abschnitt auf dem Franzosenweg
Diese Wanderung ist ein Projekt aus dem Jahr 2009, vom Vortag zur letzten EVG-Wanderung der Naturfreunde Fürstenhagen aus Hessisch-Lichtenau. Sie führt auf dem mit einem weißen F auf schwarzem Grund gekennzeichneten „Franzosenweg“ und dem regionalen Wanderweg HL 5 in östliche Richtung zur Burgruine Reichenbach, die zu diesem Zeitpunkt leider zu Sanierungszwecken eingerüstet war.
10.6.2009 (bm). Ausgangspunkt dieser Wanderung ist die Strraßenbahn-Station „Bürgerhaus“, wo sich eine große Wandertafel befindet. Dort findet man auch einen riesigen kostenfreien Parkplatz vor. Sie folgen zunächst dem Wegweiser zum Bürgerhaus und ab dort dem „Franzosenweg“ (F). Dieser bringt Sie an die Bundesstraße B 7, der Sie bis zum Rathaus folgen.
Hier gehen Sie nicht geradeaus in Richtung Innenstadt, sondern biegen nach rechts in die Reichenbacher Straße (B 7) ein. Leider führt die Markierung F zunächst durch ein Industriegebiet (Industriestraße mit Tanzbar/Fa. Wego). Die F-Markierung findet sich an jeder zweiten Straßenlampe und führt Sie an die B 7 zurück.
Dort gehen Sie ein Stück nach links und biegen nach wenigen Schritten nach rechts in einen Feldweg ein. Der „hässliche“ Teil der Wanderung ist damit überwunden, wenngleich auch eine Hochspannungsleitung vorübergehend ihr Wegbegleiter bleibt.
Abwärts durch ein Wiesental gelangen Sie an einen (Rad)Rundweg und folgen diesem nach links. Sie durchwandern ein Naturschutzgebiet und ehemaliges militärisches Übungsgelände und gelangen schließlich in einen Wald.
Sie gehen leicht bergan und erreichen eine Waldsiedlung, passieren eine Schranke und bleiben am Waldrand. Stetig bergauf geht es um eine Rechtskurve, an einem Ablagerungsdepot vorbei und von dort wieder abwärts.
Schon kommt die Burgruine mit ihren Fahnen in Sicht. Sie bleiben auf dem Hauptweg durch das Naturschutzgebiet und erreichen ein Wegedreieck. Sie folgen den Markierungen F und HL 5 nach rechts und gehen wieder leicht aufwärts.
Zwei Wege führen nun zur Burgruine hinauf. Wir haben uns für den steilen Pfad entschieden, der nach etwa 15 anstrengenden Wanderminuten zum Treppenaufstieg der Burgruine führt. Auf dem Burggelände befinden sich vier Sitzgruppen, die bis zu 30 Personen Platz zum Pausieren bieten.
Das GPS-Gerät (Garmin GEKO 201, heute „veraltet“) gibt 532 Höhenmeter und folgende Koordinaten an: N 51.10.127 – E 009.45.188
Wie bereits erwähnt war die Burgruine zu diesem Zeitpunkt nicht begehbar. Zahlreiche Infotafeln geben jedoch ausführlich Auskunft zur Geschichte und über die Erhaltungsmaßnahmen durch den Burgverein Reichenbach.
Wissenswertes zur Burgruine Reichenbach:
Genaues weiß man nicht, verdeutlicht die mit vielen Fragezeichen versehene Zeittafel des Reichenbacher Burgvereins. Man vermutet, dass die Burg um 1050 von den Grafen von Reichenbach errichtet wurde und die Ersterwähnung eines Grafen Gozmar I von Reichenbach im Jahr 1089 aus einer Fälschung hervorgeht. Die erste gesicherte Nennung eines Grafen Gozmar von Reichenbach II, Hochvogt von Fulda 1109-1139, geht ins Jahr 1133 zurück.
Durch die Heirat zwischen Friedrich, Sohn des Landgrafen Ludwigs II von Thüringen und der Erbtochter Lukardis von Ziegenhain-Reichenbach gelangt die Burg im Jahr 1186 als Erbteil an Thüringen. In den Jahren 1189/90 kaufte Erzbischof Konrad von Mainz einen Teil der Burg und nach Erbstreitigkeiten um 1220 wurde sie von Landgraf Ludwig von Thüringen nach längerer Belagerung erobert. Dessen Bruder Konrad gelangte 1233 vertragsmäßig in den Besitz, doch 1249 erfolgte die Rückeroberung durch Sophie von Brabant für ihren unmündigen Sohn Heinrich, dem späteren ersten Landgrafen von Hessen. Ab 1315 führt die Zeittafel ein Amt Reichenbach mit einem Vogt auf. Die Burg ist in dieser Zeit Jagdschloss des hessischen Landgrafen.
Von 1376 bis 1390 leitet Landgraf Hermann seine kriegerischen Unternehmungen gegen seine Gegner, den Landgrafen Balthasar von Thüringen und Herzog Otto von Braunschweig im Sternenkrieg 1370-72 von hier aus. Dann macht die Zeittafel einen Sprung ins Jahr 1471. Vermutlich an Vergiftung stirbt am 5. November Landgraf Ludwig II auf der Burg. Um 1490 verliert die Burg an Bedeutung, da der Amtssitz nach Hessisch-Lichtenau übertragen wurde. In der Folgezeit bis 1540 dienen Teile der Burg als Zehntscheune. Vermutlich auf Befehl von Kaiser Karl V wurde die Burg Mitte des 16. Jahrhunderts zerstört und diente der bevölkerung fortan als Steinbruch. Doch bis ins Jahr 1697 werden beide Türme noch als erhalten erwähnt. Einem Eintrag im Kirchenbuch Reichenbach zufolge, stürzte der größere Turm im Osten der Ringmauer am 12. Dezember 1820 ein. Der noch bestehende Turm wurde in den Jahren 1899 bis 1901 als Aussichtsturm ausgebaut. In der Folgezeit war man vielfältig um die Erhaltung des Turms bemüht und seit 1966 kümmert sich der am 9. Mai dieses Jahres gegründete Burgverein um alle Instandsetzungsarbeiten.
Die Schautafeln zeigen nicht nur Skizzen, alte Postkarten und Zeichnungen, sondern auch Fotos, die Gottfried Ganßauge 1934 nach umfangreichen Ausgrabungen anfertigte.
Postanschrift:
Burgverein Reichenbach
Postfach 1241
37235 Hessisch-Lichtenau
Altstadt Hess. Lichtenau