D-25813 Wandern in der Husumer Bucht

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Von Husum nach Schobüll

Das Wattenmeer – neben den Alpen eine der letzten großen Naturlandschaften Mitteleuropas. Es erstreckt sich vom niederländischen Den Helder bis zum dänischen Esbjerg und steht unter nationalem und internationalem Schutz. Und das hat viele gute Gründe. Über 250 kleine und kleinste Tierarten findet man ausschließlich im Wattenmeer und viele Fische wie Schollen, Seezunge und Heringe haben hier ihre Kinderstube. Hier rasten, brüten, mausern und überwintern Millionen von Vögeln und auf den Sandbänken bringen die Seehunde ihre Jungen zur Welt.

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Bei unserer Wanderung im eiskalten Januar 2013 hat man von der Tierwelt leider wenig gesehen. Doch die Wegstrecke vom Husumer Nordseehotel bis nach Schobüll und zurück (ca. 9 Kilometer) hat zu jeder Jahreszeit ihre Reize. Am Startpunkt, dem Info-Pavillion vor dem Nordsee-Hotel, findet man eine Menge an Informationen, die wir hier zum Teil an Euch weitergeben möchten. Der Weg muss nicht näher beschrieben werden. Immer am Wattenmeer entlang, am alten Schwimmbadgebäude vorbei und weiter, bis Schobüll in Sicht kommt…

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Start/Ziel: Nordseehotel, Dockkoogstraße 26, 25813 HUSUM, Tel. 04841-5021 / 22

www.nordseehotel-husum.de info@nordseehotel-husum.de

Nachdem Ihr Euch am Info-Pavillion eine kleine Übersicht verschafft habt, kann es los gehen. Erstmal die Treppe hinauf auf den Deich, dann nach rechts, wo bald ein hölzernes Gebäude auf Stelzen in Sicht kommt. Es ist das Gebäude des Schwimmbades, dass schon viele Jahre nicht mehr in Betrieb ist. Dann geht es in einem großem Bogen der Küste entlang durch die einzigartige Naturlandschaft des Wattenmeeres. Wenige Hundert Meter vor dem Zielort Schobüll findet man ein kleines rundes Gemäuer. Ein Schild verrät, dass es sich um einen „Ein-Mann-Schützenstand“, einem Relikt aus dem 2. Weltkrieg des noch 1944 geschaffenen Friesenwalls (2. Verteidigungslinie), handelt.

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Dann erreicht man den Luftkurort Schobüll. Kein Deich in Sicht. Hier grenzt die Geest direkt an die Nordsee und so rühmt sich der neue Husumer Stadtteil, Urlaub mit direktem Blick auf die Nordsee anbieten zu können. Wenn man zur rechten Zeit ankommt, gibt es zahlreiche Einkehrmöglichkeiten. Wir aber hatten Pech und waren froh, das wenigstens ein kleiner Lebensmittelmarkt geöffnet war. Beim Rundgang durch den Ort mit seinen vielen schmucken Reetdachvillen sollte man jedoch auch dem „Kirchlein am Meer“ einen Besuch abstatten. Eine Besichtigung ist auch von innen möglich, weil diese kleine Kirche täglich von 10 bis 16 Uhr für Besucher geöffnet ist.

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Wir halten wieder Kurs auf die Nordsee und erreichen bald einen weiteren Info-Pavillion. Der direkte Weg zum Meer führt an einen langen Steg. Die „Schobüller Seenbrücken“ führen direkt ans Wasser oder – je nach Gezeiten – ins Watt. „Bei Hochwasser lädt die Nordsee je nach Jahreszeit zu einem erfrischenden Bad oder zu einem ausgedehnten Spaziergang am Meer ein. Bei Niedrigwasser können die Geheimnisse des Wattenmeeres bei einer Wattwanderung gelüftet werden“, heißt es auf der Website von Schobüll (http://www.husum-tourismus.de/ortsprofil-schobuell.html

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So, wie wir nach Schobüll hin gewandert sind, geht es auch zurück. Tief durchatmen heißt es, denn das soll sehr gesund sein. Bei 12 Grad minus sind wir uns da nicht so ganz sicher und sind am Ende froh, dass wir uns auf dem Rückweg die Schleife zum alten Schwimmbadgebäude sparen können. Aber es ist ein einzigartiges Erlebnis. Und einiges, was wir anhand der Infotafeln gelernt und erfahren haben, wollen wir nachfolgend an Euch weiter geben.

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Eine Tafel befasst sich mit dem Küstenschutz in Schleswig-Holstein. Hier wird zunächst erläutert, dass man zwischen Hochwasserschutz und Erosionsschutz unterschieden wird. Ohne Küstenschutzanlagen wären große Teile des Landes von Überflutung bedroht. Die höchsten je gemessenen Sturmfluten erreichten an der Westküste rund 5 Meter über NN. Sturmfluten entstehen besonders in den Wintermonaten, wenn Sturmtiefs über den Nordatlantik nach Osten wandern. Besonders gefährlich wird die Situation bei Springtideeinfluss (bei Voll- oder Neumond) oder wenn zusätzliche Fernwellen aus dem Atlantik einschwappen. Der potentielle Überflutungsraum umfasst 24 Prozent der Landfläche Schleswig-Holsteins mit 344.224 Einwohnern und Sachwerten in Höhe von 47 Milliarden Euro. Die Entwicklungsziele werden auf der Infotafel als die „zehn Gebote des Küstenschutzes“ erläutert.

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Dem Deichbau ist eine gesonderte Infotafel gewidmet. Hier wird eingangs geschildert, dass die schleswig-holsteinische Nordseeküste mit ihren Marschgebieten ihre Gestalt und ihren Aufbau den zerstörenden und aufbauenden Kräften des Meeres verdankt und das hier seit etwa 100 n. Chr. Bereits gesiedelt wurde. Deiche waren den ersten bäuerlichen Siedlern unbekannt, Wohnhäuser wurden auf höher liegenden, gewachsenen Böden oder künstlichen Hügeln (Warften) errichtet. Die ersten Deiche zum Schutz landwirtschaftlicher Flächen (sommerköge) wurden im 11. Jahrhundert errichtet. Erst sehr schwere Sturmfluten wie 1362 und 1634 bewegten die Menschen, immer höhere Deiche zu bauen. Im 11. Jahrhundert betrug die Deichhöhe noch 1,5 Meter ü. NN, im 17. Jahrhundert bereit 5 Meter ü. NN. Auch in der heutigen Zeit müssen Deiche verstärkt werden. Zum einen steigt die Bedrohung, zum anderen aber auch das Sicherheitsbedürfnis der Bewohner. Schwere Erdbaugeräte machen heute den Bau massiver Deichkörper möglich. Sie bestehen aus einem Sandkern die mit einer bis zu einem Meter Stärke abgedeckt wird. Um die Kleidecke vor Ausspülung zu schützen, wird diese mit Rasensoden abgedeckt. Die Infotafel erläutert, dass auch der Neigungswinkel des Deichs und viele andere Kriterien beim Deichbau zu beachten sind.

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Eine weitere Besonderheit des nordfriesischen Wattenmeeres sind die Halligen, denen ebenfalls eine Info-Tafel gewidmet ist. „Sie sind in ihrer Form einzigartige Eilande, die als kleine Reste der ehemals großen Marscheninseln im nordfriesischen Wattenmeer nach den Sturmfluten von 1362 und 1634 entstanden sind“, ist hier zu lesen. Es lässt sich nachempfinden, welchen Kampf die Menschen auf den Halligen mit der Natur aufgenommen haben. Durch die großen Sturmfluten, die viel Land weg gespült haben, und das Zusammenwachsen mehrerer Halligen blieben von ursprünglich mehr als 25 Halligen nur noch zehn übrig. Von einst 10.000 Hektar verblieben nur 2.200 Hektar, die heute durch Uferschutzwerke vor weiterem Abbruch geschützt werden.

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Es wird auch dargestellt, dass durch den Bestand der Halligen allgemein eine Beruhigung der so genannten Morphodynamik der umliegenden Watten entsteht. Hohe Watten verringern die Wellenkraft und somit den Energieeintrag auf die Festlandsküste.

(Quellen: Infotafeln vor Ort)

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