Auf dem Historienwanderweg 1806
Weißensee (bm). Vom Chinesischen Garten und dem Marktplatz kehre ich zur Burg zurück, um diese einmal komplett zu umrunden. Dabei stoße ich auf verschiedene Wegweiser. Es gibt hier einen Mühlenwanderweg, der in der einen Richtung zur „Turmholländerwindmühle“ und in der anderen zur Bockwindmühle und Schillingstedt führt.
Eine Übersichtstafel dazu finde ich jedoch nicht. Im Gegensatz dazu steht dazu eine große Infotafel zum „Historienwanderweg 1806“ fast daneben. Hier fehlt es jedoch an den dazugehörigen Wegweisern und an einer Streckenkarte.
Wer sich den Text zu dieser Tafel durchlesen möchte, muss sich sehr viel Zeit nehmen. Ich habe es mir leicht gemacht und die Tafel einfach fotografiert, um Euch hier zumindest einen kleinen Ausschnitt aus dieser Epoche zu vermitteln.
Der Weg der Preußen unter General Graf von Kalckreuth
Die Tafel beschreibt die Situation zwischen Preußen und Franzosen am 16. Oktober 1806 in und um Weißensee. Hier ein Originalausschnitt: „Der General Graf von Kalckreuth, der die Nachhut der Preußen kommandierte, brach am 16. Oktober in Sömmerda mit Tagesanbruch auf, um über Weißensee Sondershausen zu erreichen. Inzwischen sollte Weißensee schnellstens von dem General von Ernest mit 2 Füsilier-Bataillonen besetzt werden, um den Durchmarsch der Preußen zu sichern. Der General war auch mit seinem Adjutanten rechtzeitig angekommen, aber die zwei Bataillone trafen nicht ein. Der preußische General von Ernest musste sich jedenfalls nach Eintreffen der Franzosen in der Stadt verbergen, um nicht gefangen zu werden. Der General Graf von Tauentzien, der kein Kommando hatte, war den aus Sömmerda abmarschierenden Truppen voraus geritten, weil er Weißensee von den Preußen besetzt glaubte. Kaum war er in die Nähe dieses Ortes gelangt, als er von einem französischen Posten angerufen wurde. Er hielt an, sandte sein Gefolge zurück und ließ einen Trompeter, den er zufällig bei sich hatte, blasen, ritt darauf vor und begehrte den kommandierenden General zu sprechen. Von der französischen Feldwache wurde General Klein benachrichtigt und der General Graf von Tauentzien ließ den General Graf von Kalckreuth von der Anwesenheit der Franzosen unterrichten. Währenddessen hatten die Preußen aus Sömmerda kommend vor Weißensee Halt gemacht. Der General Graf von Kalckreuth hatte bei der Meldung von der Anwesenheit der Franzosen, wie es schien, jeden Gedanken an Widerstand aufgegeben und geglaubt, kapitulieren zu müssen.
Der Prinz August von Preußen, der von diesem Vorjahren durch seinen Adjutanten Nachricht erhielt, ritt vor und fragte den General, ob es in der Tat sein Wille sei zu kapitulieren. Der General antwortete: Wir sind von den Franzosen umringt, der König hat mir verboten anzugreifen und die Truppen sind durch den Mangel an Lebensmitteln völlig erschöpft. Es bleibt mir nichts anderes übrig als sich zu ergeben. Der Prinz antwortete: Nun wenn der König verboten hat anzugreifen, so hat er doch nicht befohlen, dass wir uns ergeben sollen, ohne uns zu wehren. Das wäre ein in der preußischen Geschichte unerhörtes Beispiel. Wir kennen weder die Stärke noch die Stellung des Feindes. Macht er wirklich Bewegung uns zu umringen, so will ich den Angriff mit meinem Kopfe verantworten.
Der General fragte, ob der Prinz das Kommando der Armee übernehmen wolle? Worauf ihm der Prinz erwiderte: Der König hat es Ihnen erteilt und niemand wird Ihren Befehlen pünktlicher Gehorsam leisten als ich, so lange sie nicht kapitulieren wollen. General Graf von Kalckreuth erwiderte: Die Truppen werden sich aber nicht schlagen wollen, da sie seit zwei Tagen nichts genossen haben. Der Prinz entgegnete: Herr General, ich werde bekannt machen, das alle Hundsfötter sich ergeben können, alle braven Leute werden aber gewiss meinem Beispiele folgen.
Damit war die Kapitulation abgewendet und der General ließ die Stärke der Franzosen auskundschaften. Man stellte fest, dass zur rechten Flanke keine und zur linken Flanke nur einige kleine Kavallerietrupps sich befanden“. (O-Text Ende)
Angemerkt sei hier, dass diese lange Abhandlung nur ein Ausschnitt aus der Infotafel ist. Es wäre sicherlich möglich gewesen, die Ereignisse kompakter und weniger detailliert auf den Punkt zu bringen. Geschichtsinteressierten Wanderern könnte man ja eine historische Abhandlung der Ereignisse im Jahr 1806 mit auf den Weg geben. So aber läuft man Gefahr, vor der Infotafel Wurzeln zu schlagen.