Von der Rohrer Stirn in die Georgenstraße
Es war bereits mein achter Kurztripp nach Thüringen innerhalb von achteinhalb Monaten. Nachdem mich „Deutschlands schönster Wanderweg 2023“ im Herbst vergangenen Jahres nach Jena auf die Saale-Horizontale gelockt hat und nach den ersten Schritten auf dem berühmten Rennsteig hat mich Thüringen nicht nur als Wanderland fasziniert. Es war ein Tipp eines Camping-Nachbarn am Stausee Hohenfelden, der mich am 22. Juli 2024 nach Meiningen geführt hat.
Der Navi-Check vor dem Start zeigte mir an, dass der schnellste Weg (210 km) über die Autobahnen A5 und A4 führt. Der wesentlich kürzere (160 km) war mir lieber. So war die Reise durch Vogelsberg und Rhön Naturgenuss von Anfang an.
In Meiningen steuert ich zunächst den Kaufland-Markt zum Provianteinkauf an. Durch Baustellen war der Weg von dort zum Campingplatz „Rohrer Stirn“ etwas nervig. Dem Campingplatz selbst kann man in fast allen belangen nur Bestnoten erteilen. Es sind nur rund zwei Dutzend Stellplätze vorhanden. Sie sind verschwenderisch groß und durch hohe Hecken abgeteilt. Das Sanitärgebäude kann man nur als absolut vorbildlich bezeichnen. Hier findet der Besucher auch massenhaft Prospekte und Wanderkarten. An Automaten gibt es Kaffee und Snacks und an der Rezeption kann man den täglichen Brötchen-Service in Anspruch nehmen. Der Campingplatz wird ebenso wie das in direkter Nachbarschaft befindliche Freibad und das Hallenbad von den Stadtwerken betrieben.
Mein Stellplatz Nr. 23 war wohl einer der größten auf dem Platz. Gerne hätte ich einen anderen genommen, weil es keinen Schatten gab und man sich ein bisschen wie auf einem Präsentierteller fühlte. Dafür war es sehr nah am Sanitärgebäude und an der Rezeption.
An der Ein- und Ausfahrt finde ich eine Infotafel mit Wanderkarte. Hier finde ich auch den Milseburgweg, auf dem ich im Laufe der gebuchten drei Tage wandern will. Da ich natürlich auch wieder fleißig Stempel für mein Thüringer Tourenheft sammeln will, steht auch die „Extratour Der Meininger“ auf dem Plan. Diese finde ich leider nicht auf der Wanderkarte. Ich hoffe jedoch, dass ich auf meiner ersten Erkundungstour durch Meiningen erste Hinweise auf diese 8,4-km-Runde bekomme und auch den Startpunkt, die Bogenbrücke im Schlosspark, finde.
Der Fußweg in die Stadt führt zunächst steil abwärts ins Frankental, dann gerade aus über die Straße Am Schelmengarten und die Nöthstraße in die Gartenstraße. Nach links und immer weiter abwärts geht es in der Rohrer Straße durch einen Bahn-Tunnel und dann auf die Marienstraße. Hier an der Ecke zur Georgstraße bestaune ich zunächst das prachtvolle Hotel „Sächsischer Hof“.
Das traditionsreiche Haus war vom 17. bis 19. Oktober 2023 Amtssitz des Bundespräsidenten Steinmeier. Wie auf einer kleinen Tafel zu erfahren ist, wurde es von 1798 bis 1802 als Gast- und Logierhaus ebaut. Bauherr war Georg I. Herzog von Sachsen-Meiningen. Von 1808 bis 1824 sowie von 1844 bis 1879 war es Sitz der Turn und Taxis’schen Posthalterei und ab 1867 des preußischen Postamtes. 1826 wurde das Gebäude für die Meininger Casino-Gesellschaft erweitert und um 1900 erneut umgebaut und erweitert. Letzter Eintrag ist die Grundlegende Sanierung in den Jahren 1991/92.
Weiter geht meine Erkundungstour in der Georgenstraße. Gegenüber vom Sächsischen Hof steht ein kleiner Brunnen mit der Märchenfigur „Hans im Glück“ (vermute ich zumindest) und dahinter ein Wahrzeichen der Stadt Meiningen: Das Henneberg-Haus, das 1894/95 vom Oberbaurat Eduard Fritze durch den Umbau eines bestehenden Gebäudes und zwei größeren neuen Anbauten errichtet wurde.
Seinen Namen erhielt es als Domizil des Hennebergischen Altertumsforschenden Vereins (HAV), der 1832 von Ludwig Bechstein gegründet wurde. Schon 1905 zog der HAV aus dem Gebäude aus. Was blieb ist eine Schänke in altdeutschem Stil, die bis heute existiert.
Ich gehe weiter und entdecke einen Wegweiser zum 2,6 Kilometer langen Rundweg um die Altstadt. Ich will jedoch nicht um, sondern in die Altstadt.
Die Georgenstraße führt über den Bleichgraben direkt zum Markt.
Ich gehe durch die Fußgängerzone mit blumengeschmückten Laternen und staune dann vor dem gigantischen Marktplatz über ein Schild: Alkohol-Verbots-Zone.
Wird wohl seine Gründe haben. Was auf dem Marktplatz noch interessant ist, folgt im nächsten Beitrag „Meiningen – Vom Marktplatz zum Schloss Elisabethenburg“.