D-99084 Fahrt zum Erfurter Weihnachtsmarkt

Teil 2: Vom Domplatz zur Krämerbrücke

Vorsicht war beim Übertreten der Straßenbahngleise geboten. Vom Domplatz marschierten wir in die Marktstraße.

Hier konnten wir das reichlich verzierte Gasthaus „Zum breiten Herd“ und das backsteinerne Künstler- und Atelierhaus bestaunen.

Auch ein kleiner Stopp im Shop von Bärbels Sohn und im städtischen Tourismusbüro, wo ich Autoaufkleber für meinen VW-Bus erbeuten konnte, gehörte zum Stadtbummel.

Auch in der Marktstraße gab es mehrere Glühweinstände – dazu unzählige Cafés, Restaurants aller Couleur und natürlich Souvenirshops.

Vor dem Krämerbrückencafé freuten sich die Kids über den kleinen Holzturm aus dem Märchen Rapunzel. Vor der Allerheiligenkirche verließen wir die Marktstraße und bogen nach links in die Allerheiligenstraße ein.

Wie wir dann weiter durch die Stadt bummelten, kann ich nicht mehr so ganz nachvollziehen. Der gegoogelte Stadtplan und die Reihenfolge der Fotos wollen irgendwie nicht zusammenpassen.

War es nun die Allerheiligengasse oder vielleicht die Waagegasse, auf der wir dank der Wegweiser problemlos die Krämerbrücke erreichten?

Mir fielen die kleinen Straßencafés und ein winziger Shop, der eigentlich nur aus einem geöffnete Fenster bestand, besonders auf.

Wo immer sich eine Überdachung anbot, saßen die Besucher trotz der Kälte auch vor den Cafés. Ein prachtvolles Portal finden wir vor dem Sitz der Handelskammer. INUENTES EXEUNTES PEREGRINAMUR IN TERRA ist darüber zu lesen.

Das sich meine Latein-Kenntnisse auf Zufalls-Lektionen aus den Asterix-Comics begrenzen, kann ich hier mit einer Übersetzung nicht dienen. Wir durchschreiten ein Tor am „Eiskrämer“, über dem eine Flagge mit Kreuz und Flamme hängt.

Das Tor gehört wohl zu einer Kirche. Ich kann nur vermuten, dass es sich hier um die Agidienkirche am Wenigemarkt handelt.

Der Weg zum Domplatz zur berühmten Krämerbrücke ist nicht weit. Wäre da nicht der Andrang zum Weihnachtsmarkt, bräuchte man nicht mehr als 10-15 Minuten. Und dieser Weg lohnt sich natürlich. Es handelt sich schließlich um die längste mit Häusern bebaute Brücke Europas.

Sie überspannt die Gera, die an dieser Stelle Breitstrom genannt wird, und verbindet den Wenigemarkt mit dem Altstadtkern. Neben dem Dom und der Severikirche gehört sie als ältestes profanes Bauwerk zu den touristischen Highlights der Thüringer Landeshauptstadt. Außergewöhnlich ist die beidseitige Bebauung mit Fachwerkhäusern. Sie ist 79 Meter lang und bis zu 26 Meter breit.

Eine Infotafel vor Ort finde ich trotz längerer Erkundungstour nicht. Leider auch keinen Stempelkasten des Touringen-Projektes. Hier hatte ich doch insgeheim einen Sonderstempel vermutet – gerade zum Weihnachtsmarkt.

Um mehr über die Geschichte zu erfahren, schaue ich bei wikipedia.de nach und erfahre, dass die Krämerbrücke ursprünglich neben einer Furt durch die Gera als Holzbrücke und teil des west-östlichen Handelsweges VIA REGIA errichtet wurde. Erstmals erwähnt wurde sie nach einem ersten Brand im Jahre 1117. Urkundlich festgehalten ist die Brücke mit der Bezeichnung „PONS RERUM VENALIUM im Jahr 1156. Schon damals war die Holzbrücke beidseitige mit den Buden der Händler besetzt. Im Zeitraum von 1175 bis 1293 werden in der Historie sieben Brände aufgeführt, denen die Holzbrücke zum Opfer fiel. Dann erwarb der Rat zu Erfurt die Brückenrechte von den Klöstern und ließ einen steinernen Neubau mit unbewohnten Fachwerkbuden errichten, der 1325 fertiggestellt wurde. Hierzu ist bei wikipedia zu lesen: „An den beiden Brückenköpfen wurden steinerne Kirchen mit Tordurchfahrten errichtet, am westlichen Ende die Benediktikirche und am östlichen die Ägidienkirche. St. Aegidien bestand schon zuvor als Brückenkapelle (1110 erstmals erwähnt).“ O-Text Ende.

Aufgeführt wird weiter der große Stadtbrand im Jahre 1478. Diesem fiel die halbe Stadt und auch die Bebauung auf der Brücke zum Opfer. 14 Jahre dauerte es, bis die Brücke mit nunmehr 62 Fachwerkgebäuden wieder fertiggestellt werden konnte. Der Name Krämerbrücke gilt seit 1510. Durch Gebäudevereinigungen und Neubauten aufgrund weiterer Brandschäden reduzierte sich die Anzahl der Wohnhäuser auf 32. Eine letzte gravierende Veränderung erfuhr die Krämerbrücke im April 1945 nach amerikanischen Artilleriebeschuss. Der Wiederaufbau erwies sich als sehr schwierig und aufwändig.

Die steinerne Brücke besteht in diesem Jahr (2025) stolze 700 Jahre. Die Erfurter feiern jährlich am dritten Wochenende im Juni das Krämerbrückenfest. Vielleicht ein Reisetipp für 2026.

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