D-85049 Kurzbesuch in Ingolstadt (Teil 2)

Vom Kreuztor zur Hohen Schule

Vom Theater über die Theresenstraße gelangt man an deren Ende an das Kreuztor, eines der Ingolstädter Wahrzeichen und eines der schönsten Stadttore ganz Deutschlands.

In einem Prospekt ist zu lesen: „Wer von Westen in die Altstadt hinein will, muss auch heute noch den imposanten Backsteinbau passieren, wie es schon seit Jahrhunderten Bürger, Reisende und Händler taten.

Hier wurden Zölle und Straßenabgaben erhoben, Kaiser Napoleon zog zu Pferde hindurch, und der Märchenkönig Ludwig II. ließ es gar im Schloss Neuschwanstein verewigen“. (O-Text Ende).

Auf einer kleinen Tafel erfährt man, dass das Kreuztor im Jahr 1385 erbaut und nach dem Aussätzigenhaus „Zum hl. Kreuz“ benannt wurde. Es entstand im Zuge der Neuanlage des zweiten Stadtmauerrings. So wie das Feldkirchener Tor überstand es den Abbruch aller anderen Stadttore. Der Architekt bleibt bis heute unbekannt.

Wie man weiter im Prospekt erfährt, war das Tor früher verputzt. Damit wurde nicht nur das relativ weiche Ziegelmauerwerk geschützt, sondern auch die bauliche Beschaffenheit gegenüber Angreifern verborgen. Erst in den 1960er Jahren wurde der Putz entfernt. Man wollte „die romantisierende Vorstellung des 19. Jahrhunderts einer Backsteinfassade, die mit der Westfront des Liebfrauenmünsters zum Ingolstädter Wahrzeichen geworden ist, am Leben erhalten“.

Man erfährt im Prospekt auch, dass am Kreuztor nicht nur Zoll für wichtige Güter wie Salz, Wein, Eisen und Holz, sondern auch ein Pflasterzoll für den Unterhalt der Straßen erhoben wurde. Berechnet wurde der Zoll bei Lastfuhrwerken nach der Anzahl der vorgespannten Pferde. An diese Tradition erinnert der Förderverein Kreuztor auf humorvolle Weise alljährlich am Faschingsdienstag. Dann wird eine Faschingsmaut „auf freiwilliger Basis“ erhoben. Und weil den Ingolstädtern das Kreuztor als ein Stück Heimat am Herzen liegt, wird gerne und viel gespendet.

Georgianum und Hohe Schule

Vom Kreuztor ist es nicht weit zum so genannten Universitätsviertel mit seinen zahlreichen bedeutungsvollen und geschichtsträchtigen Gebäuden. Von diesen ist allerdings zurzeit (Nov. 2025) nicht all zu viel zu sehen. Bauzäune und Baucontainer stehen vor der Hohen Schule, dem Georgianum, der Alten Anatomie und weiteren historischen Gebäuden.

Doch an den Bauzäunen wurden große Transparente mit reichlich Information befestigt. Eines dieser Transparente ist Herzog Georg dem Reichen (1479-1503), dem Stifter des Georgianums, gewidmet. Er war der letzte Landshuter Herzog, der bereits in jungen Jahren Kontakte zur Ingolstädter Hohen Schule hatte. Er stiftete 1494 ein Stipendiatenkolleg für elf bedürftige Studenten und folgte damit der Intention seines Vaters, gelehrte Räte in Herzogtum ausbilden zu lassen.

Wörtlich heißt es: „Im Bemühen um die Einführung des römischen Rechtes setzte sich Georg zusammen mit seinem Kanzler Wolfgang Kolberger durch. Das althergebrachte Landrecht verschwand nach und nach. Langsam veränderte Herzog Georg seine politische Ausrichtung, lockerte das enge Bündnis mit seinem Münchner Vetter Albrecht IV. und traf gefährliche Entscheidungen. Sein Testament gegen alle Hausverträge führte zum Bayerischen Erbfolgekrieg und zum Verlust der Tiroler Gebiete“. (O-Text Ende).

Auf einem weiteren Info-Transparent geht man auf die Hohe Schule ein, aus der laut einer alten Chronik Kaiser, Könige, Fürsten, große Staatsmänner und Helden hervorgingen. Sie wurde 1472 von Herzog Ludwig dem Reichen von Bayern-Landshut (1450-1479) als erste Landesuniversität gegründet. Nach Wiener Vorbild war sie in vier Fakultäten aufgeteilt: Artisten, Juristen, Mediziner und Theologen. Weiter erfährt man, dass das markante Pfründnerhaus aus dem 15. Jahrhundert ursprünglich von Ludwig dem Gebarteten für die Armen der Stadt errichtet wurde. Die Hohe Schule zählte neben entsprechenden Einrichtungen in Wien und Prag zu den wichtigsten Universitäten im deutschsprachigen Raum. Somit war Ingolstadt über knapp 330 Jahre die Wiege der geistigen und kulturellen Entwicklung Bayerns.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert