Von Kircheim durch das Aulatal nach Oberaula
Kirchheim (bm). Beim Namen Kirchheim fällt uns Oberhessen vielleicht zunächst einmal das stau-geplagte Kirchheimer Dreieck ein. Wo die Bundesautobahnen A 5, A 7 und A 4 aufeinander stoßen, hat man sich in besonderem Maße auf das Verkehrsaufkommen eingestellt. Direkt von der Abfahrt gelangt man hier zunächst einmal auf riesige Rastplätze mit Tankstellen, Fast-Food-Palästen, Spielhallen und Hotels. Wer hier landet oder strandet, wird nicht viel von der Idylle des Knüllgebirges, das sich selbst als „Rotkäppchenland“ umschreibt, verspüren.
Wer hier das Rad aus dem Auto holen kann, braucht allerdings nur wenige Minuten, um auf herrlichen Radwegen im Tal der Ibra zum Seepark Kirchheim oder aber im Tal der Aula bei Oberaula auf einen der schönsten herrischen Radwege zu gelangen: Den Bahnradweg im Rotkäppchenland.
Von einem der großen Parkplätze an der B 454, innerorts Hauptstraße, startet man in nördlicher Richtung. Der Radweg verläuft zusammen mit dem Bürgersteig auf der linken Straßenseite. Bei wenig Verkehr sollte man vielleicht auf diesen Radweg verzichten. Wegen der vielen abzweigenden Straßen, der zahlreichen Fußgänger mit und ohne Hunde und der Hotelzugänge kommt man hier nur langsam vorwärts.
Das ändert sich erst, wenn man den Ortsausgang erreicht hat. Ab hier macht das Radfahren dann richtig Spaß. Nach wenigen Hundert Metern entfernt sich der Radweg von der B 454 und führt durch Felder und Weisen nach Heddersdorf. Am Dorfgemeinschaftshaus vorbei folgt man der Dorfstraße nach links und biegt nach der „Bierscheune“ (Landmetzgerei) wieder rechts auf den gut beschilderten Radweg ein.
Nach weiteren zwei Kilometern hat man dann schon das Dorf Frielingen in der Aulastraße erreicht. Hier führt uns der Radwegweiser über die Pfarrstraße auf die Raiffeisenstraße. Dieser folgt man ein Stück nach rechts, um dann nach links in das Wiesbachtal einzubiegen. Hier führt uns die Strecke auch durch ein Stück Wald und dicht an des Ufer der Aula heran.
Der Wiesenweg führt am südlichen Rand des Dorfes Gersdorf vorbei und weiter nach Wahlshausen, wo wir vor dem Spielplatz nach links in die Gräsbachstraße fahren und nach einer alten Brücke scharf nach rechts abbiegen.
Hier ist er schon fast erreicht – der Bahnradweg Rotkäppchenland. Die letzten Kilometer bis zum Alten Bahnhof Oberaula sind pures Genussradeln.
Vor dem Alten Bahnhof findet man eine Infotafel zur Geschichte der 3.200-Einwohner-Gemeinde. Wörtlich heißt es: „Der schmucke Luftkurort (…) war schon immer der wirtschaftliche Mittelpunkt für die Orte des oberen Aulatals. Erste urkundliche Erwähnung im 9. Jahrhundert als Ouwila (Eulenwasser). Die Wasserscheide Schwalm – Fulda bei Olberode ist auch eine alte Kulturgrenze zwischen Kelten und Chatten. Eine Quelle nördlich von Oberaula führt noch heute den Namen Thorsborn (Thor – Gott der Germanen). Bonifatius soll auf einer seiner Missionsreisen an einer Quelle bei Oberaula gerastet haben, die seither Bonifatiusborn heißt. Schon um 1900 schätzte man Oberaula als Sommerfrische und auch Dank Hugo Borgmann (Gründer des Knüllgebirgsvereins) wurde der Ort bereits damals zum Ausgangspunkt der ersten Wanderer im Knüllgebirge“. O-Text Ende.
Für mich ist hier leider Wendepunkt – das Zeitfenster lässt keine weiteren Kilometer auf diesem traumhaften Radweg mehr zu. Aber Zeit für einen kurzen Besuch im Ortskern bleibt. So fahre ich über die Bahnhofstraße zur Marktstraße, wo ich mir ein Eis gönne und vor der Rückfahrt auch noch die evangelische Kirche betrachte.
Auf der Infotafel habe ich erfahren, dass die Turmhaube aus der Zeit um 1500 stammt und auf einem älteren steinernen Turmschaft ruht. Eine Besichtigung mit Ausblick auf die Stadt, der alten Glocken, der Uhr und der Konstruktion soll sich lohnen.