Kirche, Mühle und Feininger
Bei meinem weiteren Bummel durch die 750-Einwohner-Gemeinde, die 1206 erstmals urkundlich erwähnt wurde, fällt mir die Alte Mühle mit einer nebenan stehenden merkwürdigen Metall-Konstruktion auf. Auf einer Infotafel wird sie als „Wohnobjekt im klassischen Umfeld“ angepriesen. Dort findet man aber auch viel Wissenswertes zur Ortsgeschichte.
Der Wortlaut: „Die erste Erwähnung (zur Mühle) ist im Lehnbrief der Marschälle von Tiefurt aus dem Jahr 1311 zu finden. War es erste eine Getreidemühle, die 1732 mit einer Ölmühle erweitert wurde, so wurde sie Mitte der 19. Jahrhunderts zu einer Papiermühle und Kartonagefabrik umgestaltet. 1899 wurde im Zuge des technischen Fortschritts eine Francisturbine eingebaut. Die Wehranlage in der Ilm wurde infolge von Hochwasser mehrfach zerstört.1970 unterblieb die Instandsetzung. Die alte Turbine verrostete im Schlamm. Die Tiefurter PAPPENBUDE stellte allerdings erst 1991 ihren Betrieb ein. Die ehemalige 5 Tonnen schwere Mischkugel sowie das Kammrad der Turbine stehen jetzt als technisches Denkmal neben der Mühle.“ (O-Text Ende).
Nicht weit von der Mühle finde ich eine weitere Infotafel, die dem Berliner Karikaturisten Lyonel Feininger (1871-1956) gewidmet ist. „Den in New York aufgewachsenen Großstädter faszinieren die mittelalterlichen Straßenzüge mit ihrer kleinteiligen Architektur, die Brücken und die uralten Dorfkirchen in der Umgebung, die für ihn das Mystischste waren,“ ist zu lesen. Die Sammlung seiner „Naturnotizen“ umfasste auch zahlreiche Werke, die in 56 Städten und Dörfern zwischen Erfurt, Weimar und Jena die Motive für später entstehende Ölgemälde, Feder- und Kohlezeichnungen, Aquarelle und druckgrafische Werke lieferten. Ihm zu Ehren wurde ein Radweg erschaffen, an dem viele seiner Kunstwerke direkt vor dem Original zu sehen sind. Einige von diesen werde ich in den folgenden Tagen in Weimar auffinden, allerdings auf dem Ilmtal-Radweg.
Zu den Motiven des Künstlers zählt auch die Tiefurter Kirche, zu der allerdings keine Infotafeln aufgestellt wurden. Im Schatten des UNESCO-Welterbes Tiefurter Schloss und Schlosspark erscheint dieses Bauwerk so unbedeutend, dass auch bei wikipedia keine historischen Angaben zu finden sind.
Nach einer Umrundung der Kirche schlage ich nun Kurs in Richtung Weimar ein und entdecke an einer Straßengabelung ein modernes Kunstwerk, das auch völlig ohne dokumentarisches Beiwerk auskommen muss.
Vielleicht habe ich aber auch eine Infotafel übersehen, denn nun wollte ich Ausschau nach Wanderwegen in und um Tiefurt halten.
Nähere Infos: Tourist-Information Weimarer, Markt 10, 99423 Weimar
Tel.03643-7450,www.weimar.de