2022 Empfang der SGE auf dem Römer

Das endlose Warten auf die Helden von Sevilla

Sensationell, was die Frankfurter Eintracht gegen die Glasgow Rangers geleistet hat. Der knappe, aber sicher verdiente Sieg in Sevilla war die Krönung einer unglaublichen Leistungsserie auf europäischer Ebene. West Ham United und der FC Barcelona blieben da auf der Strecke.

Da muss man nicht nur als Hesse einfach Eintracht-Fan sein. Und wenn man die Gelegenheit hat, sollte man den wackeren Helden auch einen großen Empfang in Frankfurt bereiten.

Um 10.29 Uhr ging der Zug in Lich ab. Hessenticket für 36 Euro gekauft, und erst mal ab nach Gießen. Nur kurze Wartezeit in Gießen – und weiter zum Hauptbahnhof Frankfurt…

Natürlich haben Gianlucca, Thomas und ich den Sieg der Eintracht bis tief in die Nacht gefeiert. Doch im Gegensatz zu manch anderen Fans im Zug haben wir darauf verzichtet, die Zugbegleiterin anzubaggern und andere Fahrgäste anzupöbeln.

Es war doch ein ganz schön langer Weg vom Bahnhof zum Römer. Da mussten wir in einem Lebensmittelladen noch mal ein paar Dosen Treibstoff beschaffen. Weiter gings durch die Wolkenkratzer…

An einer kleinen grünen Oase mitten in der Betonwüste haben wir eine kleine Pause eingelegt. An der Sparkasse Geld aufgetankt und kurz darauf die Markierung des Lutherweges entdeckt (Standort FFM 005 auf 101 Höhenmetern).

Es war noch relativ wenig Betrieb in der Stadt. An einer ersten Absperrung wurden wir auf Glasflaschen kontrolliert, aber sonst gab es keinerlei Behinderungen. Wir näherten uns dem Römerberg…

Heiß und schwül war es an diesem Donnerstag im Mai. Für den späten Nachmittag war auch noch ein Unwetter angekündigt.

Wir verfolgten aber nicht nur via Handy die Wetterprognosen, sondern auch das, was sich gerade in Sevilla abspielte. Zur Mittagszeit war noch viel Platz vor dem Römer.

Eine große Fläche direkt unterhalb des berühmten Balkons wurde für die Ultras gesperrt. Wir fanden einen Platz direkt hinter dem Technik-Tower des Hessischen Rundfunks. Schade aber, dass die Musik von FFH serviert wurde. Da musste man sich viel Dummgedudel anhören…

Es begann die Zeit des endlosen Durchhaltens. Dann wurden die berühmten Frankfurter Fan-Hymnen aufgelegt. Alle streckten ihre schwarzweißen Schals in die Luft und sangen kräftig.

Ich fand es ein bisschen traurig, dass die stündlichen Sicherheits-Durchsagen von Buh-Rufen und Pfiffen begleitet wurden.

Jubel aber gab es, wenn über die Reisefortschritte der Mannschaft in Sevilla berichtet wurde. Nach einigen Stunden bei sich immer mehr steigernder Hitze hieß es: „Die Mannschaft hat soeben ihr Hotel verlassen“.

Wir waren heilfroh, dass wir uns einen Platz an der Umzäunung des Technik-Towers gesichert hatten. So konnten wir uns ab und zu einmal aufstützen und das Bier auf einer Mülltonne abstellen.

Der Mülltonnendeckel wurde allerdings ständig bewegt, weil eifrige Bierdosen-Sammler/innen ständig unterwegs waren.

Gerne wäre man mal zwischendurch in eines der Gasthäuser rund um den Römerplatz eingekehrt. Doch diese hatten ihre Innenräume dicht gemacht und am Eingang Verkaufsstände eingerichtet.

Für einen Plastikbecher Bier wurden stolze 5,- Euro abkassiert. Da machten so manche, die Bierdosen aus Einkaufswagen für 3,- Euro verscherbelten, gute Geschäfte. Allerdings waren die Bierdosen nach längeren Verkaufstouren lauwarm. Bääh…

.

„Schwarzweiß wie Schnee“ dröhnt es wieder durch die Lautsprecher. Und wieder strecken die Fans ihre Schals in die Luft und singen lautstark mit. Es ist bereits 15.30 Uhr und die Mannschaft sitzt noch nicht einmal im Flieger.

Die Hitze wird nahezu unerträglich. So beschließen wir, unseren Standort aufzugeben und uns in den Schatten zu verziehen.

Die ersten Bengalos werden gezündet. Schon aufgrund des Schwefel-Gestanks ist jetzt die Flucht in die zweite Reihe angesagt.

In einem der hintersten Winkel des Platzes versuchen Fans, die Security und die Absperrung zu überwinden. Leider zu spät gekommen. Doch den Preis für einen Platz im Zentrum muss man eben mit Geduld bezahlen. Mit sehr viel Geduld und Stehvermögen.

Wir finden Zuflucht und ein paar spärliche Sitzgelegenheiten auf einem Lagerplatz der Security in der Bendergasse. Hautnah erleben wir den Zank der Sicherheitsleute mit Fans, die von der Kunsthalle durch die Absperrung gelangen wollen.

Die Situation wird uns hier zu mulmig. Wir verziehen uns in eine Seitengasse und finden auf tief gelegenen Fensterkanten und Treppenstufen ein paar Sitzgelegenheiten.

Gianlucca will Bier holen und kommt nach einer Stunde erfolglos zurück. Es herrscht Hochbetrieb und eine Stimmungsmischung aus Jubel- Trubel, Fröhlichkeit – und leider auch – Aggression.

Schließlich gelingt es uns, Paderborner Büchsenbier zum Sonderpreis (4 Dosen für 10 Euro) aufzutreiben. Vor uns setzen sich Jugendliche auf den Boden und blockieren den Durchgang nahezu vollständig.

Ein paar Meter weiter pinkeln angetrunkene Fans in die Blumentöpfe der Gaststätten. Der Himmel wird dunkler. Das angekündigte Unwetter kommt näher.

Wir gehen zurück auf den Römerberg und hören die Nachricht, dass die Mannschaft in Frankfurt gelandet ist. Großer Jubel bricht aus. Und wieder dröhnt es: „Eintracht vom Main…“

Auf einer Bronzetafel zur Ostzeile des Römerberges ist zu lesen, dass die herrlichen Fachwerkhäuser aus dem 13. Jahrhundert am 22. März 1944 mit der gesamten Altstadt durch Bomben vernichtet wurden. Wieder errichtet wurden sie in den Jahren 1981 bis 1983.

Ein bisschen beneiden wir die Glückspilze, die über dem Restaurant „Schwarzer Stern“ einen echten Logenplatz ergattert haben.

Eine Reporterin von Servus TV fragt mich, ob ich zu einem kleinem Interview bereit wäre. Aber nee. Nicht nach so einer kurzen Nacht und 5 Dosen Bier.

Der Himmel verdunkelt sich, es wird windig. Wir haben uns rechtzeitig an der windgeschützten Mauer der Ostzeile, Ecke Bendergasse einen Platz gesichert.

Zum Glück erwies sich das angekündigte Unwetter nur als kurzer, aber heftiger Regenguss. Die Fans ließen sich davon jedoch nicht vom Römerberg vertreiben.

Als sich der Himmel wieder leicht erhellte, wurden wieder Bengalos gezündet. Der große Moment rückte näher. Auf der Großleinwand wird das ruhmreiche Elfmeterschießen der Eintracht in Sevilla gezeigt. Riesenjubel bei Trapp’s Glanzparade.

Der große Moment rückt näher. Es wird allmählich dunkel. Wir hören und sehen auf der Großleinwand, dass die Mannschaft nur langsam vom Flughafen vorankommt.

Wieder werden die Frankfurter Hymnen gespielt und gefeiert. Auch vom Dach der Nikolaikirche aus wird gejubelt. Böller knallen, die ersten Raketen fliegen hoch…

Mit einem Feuerwerk wird die Mannschaft auf dem Römerberg empfangen. Mehr als 12 Stunden haben wir auf diesen Moment gewartet.

Jetzt standen die Europapokalsieger 2022 auf dem Balkon. Es war so gut wie unmöglich, näher an diesen Balkon heran zu kommen.

Die einzige Chance, Nahaufnahmen der Frankfurter Fußballhelden zu ergattern, war die Großleinwand.

Das Zoom-Objektiv auf den Balkon zu richten, brachte wegen der Rauchentwicklung und dem Gegenlicht nicht viel. Viel Hoffnung auf gelungene Bilder machte ich mir eigentlich nicht.

Und dennoch sind – wie ihr nachfolgend seht – einige brauchbare Aufnahmen zustande gekommen.

Bild von Leinwand (1)

Bild von Leinwand: Fußballgott Alex Meier

Bild von Leinwand: Trainer Oliver Glasner

Bild von Leinwand: Präsident Fischer

Bericht ENDE.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert