D-61231 Bad Nauheim historisch – der Sprudelhof

Eines der gelungensten Beispiele des Jugendstils

Auf unseren Erkundungstouren auf dem Lutherweg 1521 haben wir über die so bezeichnete Westroute die Kurstadt Bad Nauheim kennen gelernt. Um 1900 hatte die heute rund 32.000 Einwohner zählende Stadt im Wetteraukreis als Kurort Weltrang. Hier traf sich einst die internationale High Society, bis es nach einem letztmaligen Aufleben des Glanzes als Prominentenbades in den 1950er Jahren allmählich durch neu geschaffene Sozialsysteme auch ärmeren Bevölkerungsschichten zugänglich wurde.

Dem Besucher fallen zahlreiche schmucke Villen und Kurgebäude auf. Sie blieben im zweiten Weltkrieg erhalten, vermutlich weil viele kriegsgefangene Offiziere der Alliierten in den zu Lazaretten umfunktionierten Hotels interniert waren. So blieb auch der Sprudelhof von Luftangriffen verschont.

Man muss sich nur wenigen Meter vom Lutherweg entfernen, um dieses imposanten Bauwerk zu bestaunen. Zur Zeit dessen Durchreise von 500 Jahren war davon freilich noch nichts zu sehen. Doch schon seit der Keltenzeit waren die Solequellen bekannt und auch die Römer nutzen die ersten Salinenanlagen.

Der Sprudelhof wurde in den Jahren 1906 bis 1911 auf Veranlassung des Großherzogs Ernst-Ludwig von Hessen und bei Rhein durch Regierungsbaumeister Wilhelm Jost erbaut. Auf einer kleinen Tafel im Innenhof ist zu lesen, dass der Sprudelhof zusammen mit der Trinkkuranlage und den dazugehörigen technischen Gebäuden als ein hervorragendes Beispiel des Jugendstils gilt und eines der gelungensten geschlossenen Bauwerke dieser Stilepoche darstellt.

Mitwirkende bei der künstlerischen Ausgestaltung der Nauheimer Bade- und Kuranlagen waren Albin Müller, Friedrich-Wilhelm Kleukens, Heinrich Jobst und Ernst Riegel von der Darmstädter Künstlerkolonie.

1978 wurden die Skulpturen am Großen Sprudelbecken erneuert.

Auf der Tafel ist weiter zu lesen, dass die im „Vorigen Jahrhundert“ erbohrten Heilquellen die Grundlage der Bad Nauheimer Bädertherapie bilden. Da die Tafel jedoch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben könnte, musste ich mal bei wikipedia nachschauen, welches Jahrhundert gemeint sein könnte.

Dort finde ich heraus, dass der „große Sprudel“ im Jahr 1848 entdeckt wurde. Hier ist weiterhin wörtlich zu lesen „Die Besonderheit lag in der Entdeckung und Anwendung der heilsamen Wirkung der natürlich vorkommenden Kohlensäure in der Thermalsole. Entscheidend für die Entwicklung der Stadt zu einem Kurbad von zeitweise internationaler Bedeutung war der Übergang der Stadt an das Großherzogtum Hessen, dessen Regierung eine Spielbank konzessionierte, deren Abgaben den rapiden Ausbau finanzierten“.

Auf der Tafel vor Ort finden wir noch Daten zum Großen Sprudel (30 Grad C, 160 Meter Tiefe), zum Friedrich-Wilhelm-Sprudel (33 Grad C, 180 Meter Tiefe) und zum Ernst-Ludwig-Sprudel (31 Grad C, 209 Meter Tiefe). Anschließend findet man den Verweis auf Heilerfolge bei Herz- und Kreislaufleiden, bei rheumatischen Erkrankungen und Erkrankungen der Atemwege.

Und bei wikipedia erfährt man noch etwas mehr: Als Vorstand der Großherzoglichen Bade- und Kurverwaltung in Bad Nauheim war bis zu seinem Tod 1915 Karl Eser, danach bis 1931 (schließlich als Bade- und Kurdirektor sowie Leiter des Tiefbauamts) Bruno von Boehmer für den Betrieb der Anlage zuständig. Nachdem 2005 die für den Sprudelhof bisher zuständigen Staatlichen Kurbetriebe aufgelöst worden waren, ging die Verwaltung der Liegenschaft an das Hessische Immobilienmanagement über. 2009 wurde das Eigentum an die „Stiftung Sprudelhof“ übergeben, die zu je einem Drittel von Land Hessen, dem Landkreis Wetterau und der Stadt Bad Nauheim getragen wird. Heute werden nur noch wenige Badezellen für ihren ursprünglichen Zweck genutzt, eines der früheren Badehäuser wird durch das Theater Alte Feuerwache als Kleinkunstbühne betrieben. (ZITAT ENDE).

Vor den Toren des Sprudelhofes steht eine große rote Infotafel, die daran erinnert, dass auch Albert Einstein als Teilnehmer der 86. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) im September 1920 in Bad Nauheim zu Gast war. Ziel dieses ersten Zusammentreffens von Wissenschaftlern auf deutschem Boden nach dem ersten Weltkrieg war es, aktuelle Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Theorien vorzutragen und zu kommunizieren. Wörtlich heißt es auf der Tafel: „Weltweite Beachtung fand die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung über die allgemeine Relativitätstheorie mit einem Streitgespräch zwischen Albert Einstein und Philipp Lenard am 23. September 1920. Ort war das Badehaus 8, das auf dem Gelände des heutigen Parkdecks stand“ (ZITAT ENDE).

Neben Einstein und Lenard waren unter den 2.600 Gesamtteilnehmern weitere 15 Wissenschaftler zu finden, die Träger des Nobelpreises waren oder später damit ausgezeichnet wurden: Wilhelm Oswald, Max von Laue, Fritz Haber, Max Planck, Walter Nernst, James Franck, Gustav Hertz, Hans Fischer, Carl Bosch, Peter Debye, Otto Stern, Otto Hahn, Wolfgang Pauli, Otto Diels und Max Born.

Einstein und seine Theorie vom gekrümmten Raum und von der verbogenen Zeit machten Schlagzeilen in der Weltpresse: „Himmel schief – Sterne befinden sich nicht dort, wo wir sie sehen – kein Grund zur Beunruhigung“. Und last but not least ließt man auf dieser Tafel: „Die Bad Nauheimer Tagung war wohl die bedeutendste Versammlung in der Geschichte der Kurstadt als Wissenschaftsstandort“.

Nähere Informationen:

Bad Nauheim Stadtmarketing und Tourismus GmbH (BNST)

In den Kolonnaden 1, 61231 Bad Nauheim, Tel. 06032 92 992-0

e-Mail: info@bad-nauheim.de

www.bad-nauheim.de

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