Von der Runneburg zum historischen Rathaus
Weißensee (bm). Die 3.500-Einwohner-Stadt Weißensee hat noch jede Menge mehr zu bieten als ihre Burg, die zu bedeutendsten romanischen Profanbauten Deutschlands zählt.
Wenn man die Runneburg durch das Haupttor verlässt und über die B 86 in westlicher Richtung weitergeht, gelangt man schon nach wenigen Schritten auf den Marktplatz.
Man passiert das Minnesängerdenkmal und findet eine Infotafel vor, die den Besucher in die Zeit der Thüringer Landgrafen versetzt.
Man erfährt, dass auf dem Gelände der Runneburg schon in der Zeit um 1100 erste steinerne Bauten nachgewiesen werden konnten und dass unter der Landgräfin Jutta, der Schwester von Kaiser Barbarossa, die Burg um 1168 zu einer prächtigen Residenz ausgebaut wurde. Weißensee wir 1174 erstmals in einer Urkunde Landgraf Ludwig des Frommen (1172-1190) erwähnt.
Hier ein Ausschnitt aus der weiteren Geschichte: „Im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Staufen und Welfen kommt es am 14. Mai 1180 zur Schlacht bei Weißensee. Landgraf Ludwig gerät mit seinem Bruder Hermann und der gesamten thüringischen Ritterschaft in die Hände Heinrichs des Löwen. Weißensee nimmt zu dieser Zeit eine große strategische Bedeutung ein. Spätere Chronisten bezeichnen es als HERCZE DU DORINGEN.
Für das Jahr 1198 ist ein Marktmeister verbürgt, den man mit dem planmäßigen Bau der Stadt in Verbindung bringt. Während der Regierungszeit Hermanns I. wird Weißensee 1204 von König Philipp von Schwaben und 1212 von Kaiser Otto IV. schwer belagert. Letzterer versucht mittels einer erstmals in Deutschland eingesetzten Steinschleuder (…), Burg und Stadt zu erobern. Trotz dieses TEUFLISCHEN WERKZEUGES gelingt es ihm nicht, die Burg zu nehmen“. (O-Text Ende).
Auf den hier erwähnten Marktmeister stößt man auch am historischen Rathaus. Hier steht auf einer kleinen Infotafel: „Wahrscheinlich Sitz des Marktmeisters Helmerich, eines landgräflichen Beamten, der bereits für 1198 bezeugt ist“.
Das „Rathus“ wurde erstmals 1351 erwähnt und ist somit eines der ältesten Rathäuser Deutschlands. Es ist ein im Kern dreigeschossiger romanischer Wohn- und Wehrbau, der nach einem Brand 1474 repariert und 1547 in spätgotischen Formen verändert wurde.
Der Anbau eines zweigeschossigen Stein-Fachwerkbaus erfolgte 1570 und der Turm wurde 1589/90 errichtet. Als Sitz des Landrates des preußischen Weißensee diente es von 1840 bis 1890. Von 1994 bis 2001 wurde das Rathaus vollständig saniert.
Zuletzt wird darauf verwiesen, dass das Reinheitsgebot zum Bierbrauen „Hopfen, Malz und Wasser“ hier bereits im Jahr 1434 aufgeschrieben wurde.