
Das Rathaus aus dem 15. Jahrhundert
Ein echtes Schmuckstück der Stadt Wernigerode, der „bunten Stadt am Harz“ (nach Hermann Löns), ist das Rathaus auf der Südseite des Marktplatzes. Graf Heinrich ließ das wunderschöne Gebäude um 1420 als „Spelhus“ (Spielhaus) errichten und verschenkte es 1427 an die Stadt. Auch unter deren Besitz blieb es zunächst ein Spielhaus, aber auch als Handels- und Gerichtshaus.

An vielen Marktständen wurden Nachbildungen des Rathauses aus Holz oder Keramik als Souvenir angeboten. Doch so schön, wie ich es in Erinnerung hatte, war es dann doch nicht. Das Fachwerk und die zwei schlanken, den Eingang flankierenden Erker, waren durch eine Schutzfolie verdeckt. Marktstände und ein Weihnachtsbaum machten es kaum möglich, dass Bauwerk in voller Pracht zu fotografieren.

Als Erbauer des Rathauses wird der Thomas Hilleborch genannt. Die auf freistehenden Ständern ruhenden Erker erhielt das Haus in der Zeit von 1494 bis 1498. Das Fachwerk des oberen Geschosses wurde aus mächtigen Balken gefügt. Während die beiden Türme mit ihren Spitzdächern die Vertikalen des Gebäudes betonen, besteht die die horizontale Gliederung aus einer dichten Reihe geschwungener Andreaskreuze. Durch die Schutzplane ist davon jedoch zurzeit nicht viel zu sehen.

Bei wikipedia wird auch auf die Figuren an den Knaggen hingewiesen. In Höhe des Erdgeschosses zeigen sie heilige, unterhalb des Daches hingegen sieht man Spielleute, Narren, Trinker und „Moriskentänzer“ (Morisken sind zum Christentum zwangskonvertierte ehemalige Muslime).
Im großen Festsaal konnte die Bürgerschaft unter anderem Fastnacht feiern.
Der Keller des Gebäudes wird noch heute als Ratskeller genutzt. An den Erkern hängt rechts die Fahne mit dem Wappen der Stadt und links eine blaue Fahne mit der Aufschrift „Frei leben – ohne Gewalt“.