Ein Stück auf dem Rotachweg
Start am Bodensee-Center
An letzten Tag meines Bodensee-Urlaubs standen nicht nur Erkundungstouren, sondern auch Einkaufen in Friedrichshafen auf der To-do-Liste. So steuerte ich von Wasserburg über die B 31 gleich das größte regionale Einkaufszentrum – das Bodensee Center – an.
Hier auf dem alten Messegelände haben sich auf 65.000 Quadratmetern rund 40 Geschäfte angesiedelt.
Neben Bäckereien, Gastronomie, Handel und Dienstleistern freuen sich Unternehmen wie Apollo Optik, Burger King, Cineplex, Intersport Locher, Jumpers Fitness, Kaufland, Media Markt, OBI, Poco Domäne, Seaside Bowling, Shoe4You und XXL Lutz und viele mehr auf Kundschaft.
Ich hatte gehofft, hier nicht nur einkaufen, sondern auch über die Dauer einer ausgedehnten Radtour meinen VW-Bus parken zu können. Doch überall war Parkscheibe angeordnet und auf allen Schildern wurde mit dem Abschleppwagen gedroht.
So beschloss ich, das Bodensee Center zunächst einmal zu umrunden und nach einem freien Parkplatz Ausschau zu halten. Doch weder in der Ailinger Straße noch in der Meistershofener Straße, in der sich auch das moderne Sportbad der Stadt befindet, wurde ich fündig.
Auf einer der toll ausgebauten Fahrradstraßen fand ich aber einen Wanderwegweiser. So gelange ich – 6 Kilometer vom Hafen entfernt – auf den Rotachweg.
Vom Bodensee-Senter zur Kornblumenstraße
Im nordöstlichen Abschnitt des Bodensee Centers – vor XXL Lutz – führt mich der Weg mit der orangen Raute durch die Unterführung der B 31 (E 54) und dann in ein schattiges Waldstück.
Ich erreiche das Ufer der Rotach und stelle auf einer Brücke fest, dass es auch hier unliebsame Zeitgenossen gibt, die E-Scooter in den Fluss werfen und Info-Tafeln mit Farbe übersprühen.
Zudem muss ich feststellen, dass die Rotach rund 5 Kilometer vor ihrer Mündung übel riecht. Ich folge dem Wegweiser in Richtung Bunkhofen (2,0 km), Ittenhausen (3,0 km) und Weilermühle (5,0 km) und finde bald eine verunstaltete Infotafel zum „Geißenwäldle“ vor.
Nur noch schwerlich lässt sich hier folgender Text entnehmen: „Entlang der Rotach sind nur noch wenige Reste des ehemaligen Auwaldes vorhanden. Das Geißenwäldle ist ein echter und artenreicher Mischwald der Hartholz Aue, der naturnah und extensiv bewirtschaftet wird.
Standorttypische und prägende Baumarten sind Stieleiche, Hainbuchen, Buchen, Traubenkirschen sowie Eschen und Schwarzerlen. Abgestorbene Äste und umgestürzte Bäume bleiben als Totholz im Wald und sind Lebensraum von Spechten, Ameisen und Käfern“. (O-Text Ende).
Nach einer Brücke, von der ich vergeblich nach Fischen Ausschau halte, stoße ich wieder an ein Wohngebiet in der Kornblumenstraße.
Hier befindet sich am Knick der Straße „Am Anger“ den idealen Parkplatz, den ich nach dieser kleinen Wanderung ansteuern will. Zunächst aber wandere ich noch ein Stück weiter an der Rotach.
Wendepunkt Kapelle St. Blasius
Auf dem weiteren Weg finde ich Stellen am Flussufer, die man sich als wunderschöne Badebuchten vorstellen könnte.
Doch alleine der Geruch wird wohl jeden davon abhalten, hier ins Wasser zu stapfen. Ich habe mich über den Fluss einmal schlau-gegoogelt und erfahren, dass die Rotach unter dem Namen Mühlbach im Gemeindegebiet von Ilmensee (Landkreis Sigmaringen) auf 763 Höhenmetern entspringt und nach 39,4 Kilometern östlich von Friedrichshafen in Bodensee fließt.
Bei wikipedia erfahre ich, dass die Ufer der Rotach einst von 22 Mahl- und Sägemühlen gesäumt wurden und allein im heutigen Stadtgebiet Friedrichshafens Mitte des 19. Jahrhunderts noch acht Mühlen in Betrieb waren. Ich habe den Eindruck, dass der Fluss heute trotz vieler Bemühungen recht bedeutungslos vor sich hin stinkt und wohl kaum viele Wandertouristen anlockt.
Anders ist das mit der Kapelle St. Blasius, die ich nach dem Wechsel aufs andere Flussufer vor dem Stadtteil Jettenhausen entdecke. So klein, wie diese Kapelle auch ist, scheint sie in der Friedrichshafener Stadtchronik doch von Bedeutung zu sein.
Auf der Infotafel ist folgendes zu lesen: „Der Bau der romanischen Kapelle wird im 11./12. Jahrhundert vermutet. Um1375 sollen Ortsadelige von Meistershofen diese Kapelle dem Dominikanerinnen-Kloster Löwental geschenkt haben. Im 15 Meter hohen, wohl im 13. Jahrhundert erhöhten Turm wird der Bergfried einer ehemaligen Burg vermutet.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erfolgte ein starker Aufschwung der Blasiuswallfahrt mit Aufstellung barocker Altäre (…). Die Blasius-Plastik stammt noch aus´dem 16. Jahrhundert. Mit der Auflösung des Klosters Löwental ging die Kapelle 1806 in das Eigentum des württembergischen Staats über, der sie 1821 an die Bewohner von Meistershofen abtrat.
Seit 1902 gehört sie der Kirchengemeinde Jettenhausen. Bei Luftangriffen vom 16.3.1944 wurde die Kapelle stark beschädigt. In den Jahren 1949-51 erfolgte die Wiederherstellung im ursprünglichen romanischen Stil.“ (O-Text Ende).
Meine Parkzeit läuft ab, ich kehre um und gehe überwiegend auf dem gleichen Weg zurück zum Bodensee Center. Dort verfrachte ich meinen VW-Bus umgehend zum kostenlosen Parkplatz am Ende der Kornblumenstraße, um dann mit dem Rad die Sehenswürdigkeiten anzusteuern, die auf Pedestrial.de in fünf Einzelbeiträgen bereits beschrieben sind.