Die Runneburg – bedeutender romanischer Porfanbau
Weißensee (bm). Nur wenige Kilometer von Sömmerda, wo ich den Touringen-Extra-Stempel Nr. 377 erbeuten konnte, liegt die Stadt Weißensee. Auch hier am Nordrand des Thüringer Beckens wartet ein solcher Extra-Stempel (Nr. 377) auf der Runneburg, auch Burg Weißensee genannt.
Auch hier will ich mir den Stempel nicht einfach nur abholen, sondern wenigstens mit einer kleinen Erkundungstour erwandern. Das lohnt sich auch, denn die 3.500-Einwohner-Stadt hat noch mehr zu bieten als ihre Burg, die allerdings zu bedeutendsten romanischen Profanbauten Deutschlands zählt.
Ich finde einen Parkplatz am Ende der Helbetorstraße (B 86) vor einer Gaststätte, die offenbar nicht mehr oder zumindest vorübergehend nicht in Betrieb ist. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier wirklich parken darf. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass sich nur wenige hundert Meter weiter an der B 86 ein großer Besucherparkplatz befindet.
So habe ich von meinem Startpunkt nur etwa 300 Meter Fußweg zur Burg. Ich gehe den Pflasterweg durch den Torbogen hinauf und stelle fest, dass der südliche der Burg zurzeit Baustelle ist. Dort findet ich aber auch gleich den Stempelkasten und eine Infotafel, die alles Wissenswerte zur Burg vermittelt.
Hier ist unter anderem zu erfahren: „(…) Ihre Entstehung geht auf das Jahr 1168 und auf die Thüringer Landgräfin Jutta (eine Halbschwester von Kaiser Friedrich Barbarossa) zurück, die an dieser Stelle einen Baumgarten errichtet habe, aber auch eine uneinnehmbare Festung.
An strategisch wichtiger Stelle und auf halbem Weg zwischen dem westlichen Herrschaftszentrum um die Wartburg und dem östlichen Territorium um die Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut wurde Weißensee in der Folgezeit zu einem Hauptstützpunkt landgräflicher Territorialpolitik.
Die Bebauung des hochmittelalterlichen Komplexes wird dominiert vom fünfgeschossigen Palasturm, dem Palas und der Ringmauer. Auf dem etwa 1,5 Hektar großen Areal der Burg Weißensee steht so viel originale Romanik an originalem Platz wie sonst auf keiner Burg in Deutschland.“ (O-Text Ende).
Es wird weiter aufgeführt, dass die Burg als Machtzentrum der Thüringer Landgrafen oft im Fokus kriegerischer Auseinandersetzungen des welfisch-staufischen Thronstreits stand. Als Beispiele werden die Belagerungen durch König Philipp von Schwaben (1204) und durch Kaiser Otto IV. (1212) benannt.
Bei letzterer wurde erstmals eine gewaltige Steinschleuder (Blide) eingesetzt. Berichtet wird aber auch vom großen Hoftag von Landgraf Ludwig IV, verheiratet mit der Heiligen Elisabeth von Thüringen, im Jahr 1225. Friedrich der Friedfertige starb hier als letzter regierender Fürst mit dem Titel „Landgraf von Thüringen“ im Jahr 1440.
In der Chronologie wird auch der Umbau zum Witwensitz der Kurfürsten von Sachsen (1554) und zuletzt die Einrichtung des Landratsamtes des Kreises Weißensee unter preußischer Herrschaft (1890) aufgeführt.
Bei wikipedia wird die Geschichte von Weißensee und der Runneburg erheblich detaillierter zusammengefasst. Hier liest man: „Die Errichtung einer landgräflichen Burg am Westrand der heutigen Stadt kann als Keimzelle der städtischen Entwicklung betrachtet werden. Es gibt keine archäologischen Funde oder historischen Quellen, die eine vorangehende Besiedlung an diesem Ort belegen. Die heutige Runneburg war die Hauptburg und die heutige Altstadt Weißensees kann als Vorburg bezeichnet werden.“ (O-Text Ende).
Und diese „Vorburg“ wollen wir uns im zweiten Teil dieses Beitrags einmal genauer ansehen.