D-37235 Auf dem Premiumweg P10 von Reichenbach

Aufbruch zu den „Großen Steinen“

Reichenbach ist ein kleines Dorf mit nur 231 Einwohnern (Stand 2020), dass zur Stadt Hessisch-Lichtenau im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis gehört. Hier war ich mit Arbeitskollegen bei einem Einsatz auf der A 44 in der „Ferienwohnung zum Märchenpark“ hervorragend untergebracht. Direkt vor der Haustür verlief der Große-Steine-Weg.

Im Ortskern habe ich schon mehrere Wegweiser zu den Großen Steinen bemerkt. Und die Entfernung von nur 1,7 km war ideal für eine kleine Wanderung nach Feierabend.

Auf diesen 1,7 Kilometern ging es auf Asphalt stetig bergauf in südlicher Richtung. Allerdings nicht sonderlich steil. Rechts vom Weg plätschert trotz langanhaltender Trockenheit im Frühjahr 2025 der Vockebach.

Ebenso rechts vom Weg erhebt sich der Eisberg, mit 583 Metern ü. NN. der höchste Berg des Stölzinger Gebirges.

Ich steuere auf einen Waldrand und erreiche diesen nach etwa 20 Minuten. Dort stoße ich auf eine ganze Reihe von Fern- und Regionalwanderwegen.

Der bedeutendste wird wohl der hessisch-thüringische Barbarossaweg (X8) mit über 300 km Länge sein. Das große F steht für den mittelalterlichen Franzosenweg, auch Franzosenstraße genannt. Dieser Punkt mit dem Rettungscode ESW 23 gehört auch zum Projekt „Ars Natura“ und auch wird deutlich, dass man sich im Frau-Holle-Land befindet.

Besonders interessant finde ich aber den Wegweiser P 10, der einen Premiumweg über 13 Kilometer markiert.

Auf diesem gehe ich nach links weiter und folge damit den Wegweisern zum „Haus der Jugend“, das sich direkt am Naturdenkmal Große Steine befindet.

Am Rettungspunkt ESW-23 befindet sich ein Rastplatz und sogar eine Bushaltestelle für Gäste des Hauses der Jugend. Mehrere Infotafeln mit Wanderkarten vermitteln eine Übersicht zu zertifizierten Wanderwegen der Region.

Ganz besonders wird der Premiumweg P 10 Reichenbach vorgestellt Dazu gibt es eine Anregung, regionale Produkte des Frau-Holle-Landes in Anspruch zu nehmen. Die Stadt Hessisch Lichtenau hat hier einen Obelisken aufgestellt.

Rund um das Wappen mit einem Löwen steht „Vom Riedforst zum Hirschberg – vom Meußner zur Söhre“. Auf weiteren Infotafeln finde ich heraus, dass hier auch der Einstieg auf den Grimmsteig (85 km), den Elisabethpfad (193 km) und – bereits erwähnt – den Barbarossaweg (Korbach – Kelbra – Tilleda 326 km) möglich ist.

Nur 200 Meter sind es zu den Großen Steinen, die ich mir jetzt anschauen möchte.

Ich folge dem Wegweiser und gehe auf einem Pfad am Waldrand links am Haus der Jugend mit seinen Spiel- und Sporteinrichtungen vorbei. Dann stehe ich vor dem Naturdenkmal. Wow, was für ein Anblick im besten Abendlicht.

Es lohnt sich (nicht nur für Geologen), den Text an der hier angebrachten Infotafel zu lesen: „Der Zechstein, ein Kalk- und Dolomitgestein, wurde aus marinen Sedimenten gebildet. Vor über 250 Mio. Jahren haben sich im Zechsteinmeer Kalk, Dolomit, Gips, Anhydrit (…) und Salze abgelagert. Die verschiedenen Ablagerungen waren vom Wasserstand des sich immer wieder verändernden Zechsteinmeeres abhängig. Bei höherem Meerespiegel wurden Kalke und Dolomite gebildet.

Bei extrem niedrigen Wasserstand und hohen Temperaturen wurden Gips und Salze abgeschieden. Dolomite bildeten sich zum Beispiel durch die Einlagerung von Magnesium in Kalkschlämmen. Diese Verbindung hat sich in der weiteren Entwicklung verfestigt. Durch Auslaugung von Gips- und Salzeinlagerungen neigt der Zechstein zur Verkarstung. Diese markanten Felsen der Großen Steine, die auch Wolfssteine genannt werden, bestehe aus zellig-porösem gelblichgrauem Hauptdolomit des Zechsteins.

Ihre Erscheinungsform als alleinstehende Felsen wurde durch Abtragungs- und Auslaugungsprozesse herausmodelliert. Die geologische Erklärung für das löchrige Erscheinungsbild der Steine ist die Auslaugung von Gipsnestern innerhalb des Gesteins“. (O-Text Ende).

Dieses Naturdenkmal auf etwa 520 Metern Seehöhe hat mich sehr beeindruckt. Und sicherlich werden auch die jungen Gäste im Haus der Jugend beeindruckt sein.

Träger der Einrichtung mit vielen Spiel- und Sportstätten ist der Kreisjugendring des Werra-Meißner-Kreises. Viel konnte ich über dieses Haus nicht herausfinden. Bei google-maps findet man einige Rezensionen. Hier wird der Service, die Freundlichkeit und das Essen gelobt.

Die Betten allerdings seien recht unbequem und im Allgemeinen sei die Einrichtung zwar sanierungsbedürftig, aber noch in nutzbarem Zustand.

Eine Pilgergruppe auf dem Elisabethenpfad äußerte sich sehr zufrieden mit der Verpflegung. Man solle eben kein Hotel erwarten. Ich gehe zurück zum Wanderknotenpunkt (ESW-23) und will noch ein Stück in die Gegenrichtung wandern. Dort geht es kräftig bergauf.

Es ist nicht der Premiumweg P 10, auf dem ich nun aufwärts wandere. Es ist ein nicht markierter Forstweg, auf dem ich hoffe, zum Startpunkt zurück zu kommen. Schon nach wenigen Höhenmetern bietet sich mir ein Bild der Verwüstung. Ich kann nicht sagen, welcher Orkan hier zugeschlagen hat. Hier hat er jedenfalls ganze Arbeit geleistet.

Einige riesige Fläche wurde hier weggepustet und die Forstarbeiter werden hier noch lange zu kämpfen haben. Ein vermeintlicher Abzweig in Richtung Ausgangspunkt Reichenbach erweist sich als Sackgasse.

Um über den Gipfel des Eisbergs zu wandern, reicht die Zeit nicht mehr. Also muss ich doch auf dem Hinweg wieder in meine Unterkunft gelangen. Das war dann natürlich kein Problem. Und für morgen nehme ich mir vor, weitere Teile des P 10 mit dem Rad zu erkunden.

Erwandert am 7.4.25, Bericht erstellt am 11.4.25.

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